+38

Förderung von Forschung und Lehre zum Themengebiet Digitale Gesellschaft und Informationswissenschaft


„Die Enquete-Kommission empfiehlt den Ländern, informationswissenschaftliche Fachgebiete an den Hochschulen in Forschung und Lehre im Hinblick auf den aktuellen gesellschaftlichen Medienwandel zu stärken.“

In den letzten Jahren wurde durch den Erfolg der Informations- und Kommunikationstechnologien zunehmend auf inhaltliche und gesellschaftliche Reflexion der neuen Tenicken und Medien verzichtet und genuin informationswissenschaftliche Forschung nicht vorangetrieben. Einzelne Studiengänge und Lehrstühle wurden in technologische Orientierungen umgewidmet und ganze Fächer (.z.B. die Archivwissenschaft) aus universitärer Forschung und Lehre verdrängt. Die Folgen des Wandels zum Digitalen sind auf diese Weise in absehbarer Zukunft nicht mehr bewältigbar.


Diskussionen

  • rkuhlen ist dafür
    +15

    Ich unterstütze diesen Vorschlag. Der Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien hängt nicht nur von technischer Kompetenz ab, sondern auch von informationsmethodischer Kompetenz, welche die Informationswissenschaft an den Fachhochschulen und in Deutschland an wenigen universitären Einrichtungen und dort auch nur mit minimaler professuraler Ausstattung vermittelt. Informationsmethodik bezieht sich vor allem auf die Fähigkeit, in den vielfältigen Ressourcen, vor allem über das Internet, benötigte Informationen zu finden und in ihrer Validität (nicht zuletzt Qualität) und Handlungsrelevanz einschätzen zu können. Gefragt ist informationelle Urteilskraft.

  • WolfStock ist dafür
    +13

    Informationswissenschaft ist ein unumgängliches Gebiet beim Aufbau und Ausbau einer Wissensgesellschaft. Die Vermittlung von Informationskompetenz (das ist Informationswissenschaft, heruntergebrochen auf Alltagsfragen) ist eine Aufgabe sowohl der Schulen als auch der Hochschulen. Wir wissen aus fortgeschrittenen Regionen der Wissensgesellschaft (etwa aus Singapur oder Hongkong), dass dort Informationskompetenz und Informationswissenschaft einen sehr hohen Stellenwert haben. Damit verglichen, gibt es in Deutschland großen Nachholbedarf.

    • PeterCornelius ist dafür
      +1

      Informationswissenschaft ist auch eine notwendige Grundlage zur Förderung der Informationskompetenz in der Praxis, der täglichen kritischen Bewertung der recherchierten Information

  • LWeisel ist dafür
    +7

    Ich unterstütze diesen Vorschlag

    Hochschulen mit informationswissenschaftlichen Fachbereichen betreiben Grundlagenforschung zur Ausprägung der und Vermittlung von Informationskompetenz und bilden die Experten aus. Das Thema ist hier curricular verankert, die Forschung zu Konzepten aber dringend auszubauen – für die Anforderungen in Bildung, Beruf und Gesellschaft.

    Unter Informationskompetenz verstehen wir dabei die Fähigkeit, Informationsbedarf zu erkennen, Informationen zu ermitteln und zu beschaffen sowie Informationen zu bewerten und effektiv zu nutzen. Sie ist Grundvoraussetzung für eine wettbewerbsfähige und innovative Forschungsarbeit, für geschäftskritische Entscheidungen sowie für ein erfolgreiches lebenslanges Lernen.

    Das Erlernen von effizienten Methoden und die Beherrschung von effektiven Verfahren zur Informationsbewältigung ist somit eine Schlüsselqualifikation und stellt gleichzeitig eine wachsende Herausforderung in Bildung, Beruf und im Alltagsleben dar.

    Dr. Luzian Weisel, Vizepräsident Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V.

  • rhammwoehner ist dafür
    +7

    Ich unterstütze diesen Vorschlag. Die Beiträge der anderen Diskussionsteilnehmer mache ich mir zu Eigen. Ich möchte zusätzlich darauf hinweisen, dass die Konzeption und Entwicklung innovativer Informationssysteme in zunehmendem Maße die Kombination von Kompetenzen aus der Informationstechnologie und der empirischen Sozialforschung verlangt. Vor Systementwurf und -konstruktion steht die Erforschung des Informationsverhaltens (Human Information Behavior). Diese nicht technologiezentrierte Perspektive ist im Anglo-Amerikanischen Raum in Studiengängen der „Information Science“ oder „Information and Library Science“ gut etabliert. Beispielhaft verweise ich auf das Studienprogramm der Rutgers University. Diese Perspektive wird von den Informationswissenschaftlichen Studiengängen in Deutschland geteilt. Forschung und Entwicklung leidet hier aber unter dem bislang geringen Ausbaugrad dieses Fachs. Eine Investition in dieses Gebiet erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass von Deutschland weiterhin nicht nur Innovation in der Informationstechnik sondern auch in ihrem innovativen und zukunftsfähigen Gebrauch ausgeht.

  • lewandowskid ist dafür
    +4

    Ich unterstütze diesen Vorschlag und schließe mich den hier bereits vorgebrachten Argumenten an. Welche Bedeutung die nicht-technikzentrierte Beschäftigung mit Information (Informationsverhalten, Informationskompetenz, etc.) ist, lässt sich beispielhaft an der Menge der Suchanfragen, die Menschen täglich in Suchmaschinen eingeben, verdeutlichen. In Deutschland sind dies mehr als 180 Millionen Suchanfragen täglich. Das heißt, dass in jeder Minute 125.000 Menschen eine Suchanfrage in Google und Co. eingeben. Dass diese Anfragen technisch verarbeitet und beantwortet werden können, ist eine große Leistung. Dass wir einerseits so wenig über die Informationsbedürfnisse und das -verhalten der Nutzer wissen, und andererseits die Nutzer so wenig über Informationssysteme und -prozesse wissen, ist schlimm. Hier ist informationswissenschaftliche Forschung vonnöten, damit – wie Herr Hammwöhner hier ja schon schrieb – Deutschland nicht nur Innovationen im Bereich der Informationstechnik, sondern auch in ihrem innovativen Gebrauch erreicht.

    Dirk Lewandowski, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

  • Ich unterstütze diesen Vorschlag

    Hochschulen mit informationswissenschaftlichen Fachbereichen betreiben Grundlagenforschung zur Ausprägung der und Vermittlung von Informationskompetenz und bilden die Experten aus. Das Thema ist hier curricular verankert, die Forschung zu Konzepten aber dringend auszubauen – für die Anforderungen in Bildung, Beruf und Gesellschaft.

    Unter Informationskompetenz verstehen wir dabei die Fähigkeit, Informationsbedarf zu erkennen, Informationen zu ermitteln und zu beschaffen sowie Informationen zu bewerten und effektiv zu nutzen. Sie ist Grundvoraussetzung für eine wettbewerbsfähige und innovative Forschungsarbeit, für geschäftskritische Entscheidungen sowie für ein erfolgreiches lebenslanges Lernen.

    Das Erlernen von effizienten Methoden und die Beherrschung von effektiven Verfahren zur Informationsbewältigung ist somit eine Schlüsselqualifikation und stellt gleichzeitig eine wachsende Herausforderung in Bildung, Beruf und im Alltagsleben dar.

    Dr. Luzian Weisel, Vizepräsident Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V.

  • epawlik ist dafür
    +4

    Ein Schwergewicht dieser Forschung auf diesem Gebiet sollte auf ethischen Fragen (insbesondere in dem globalisierten digitalen Umfeld) sowie auf der Rolle digitaler Medien als Bildungsträger und zu einem erfüllten und glücklichen Leben dienen. Dies würde insbesondere auch Disziplinen wie Philosophie und Theologie in den Diskurs bringen.

  • ChristianWolff ist dafür
    +3

    Ich unterstütze den Vorschlage und schließe mich den voranstehenden Kommentaren an. Informationswissenschaftliche Forschung ist heute wichtiger denn je. Sie hat längst das vergleichsweise enge Feld der wissenschaftlichen Fachinformation verlassen und ist zu einer alle Bürger betreffenden Disziplin geworden.

    Selbst wenn man es nicht so pathetisch ausdrückt wie die American Library Association (ALA), die schon in den späten 80er Jahren darauf aufmerksam gemacht hat, dass gesellschaftliche Teilhabe zunehmend auch Kompetenz für auf technischen Medien basierende Kommunikation bedeutet, durch die die "pursuit of happiness" möglich wird, ist klar, dass jenseits der technischen Dimension die gesellschaftliche Debatte über Information, ihren Status, ihre Verfügbarkeit und ihre Verwertbarkeit verstärkt werden muss.

    Das Thema geht alle etwas an und es muss tatsächlich auf allen Ebenen des Bildungssystems - vom Kindergarten über die Schulen und Hoschulen bis hin zu Unternehmen, Verbänden und Vereinen vermittelt werden.

    Gleichzeitig wissen wir heute noch wenig über die Auswirkungen unterschiedlicher Informationkompetenzniveaus und wie man sie messen kann. Es gibt hier umfangreichen Bedarf an informationswissenschaftlicher Grundlagenforschung.

    Christian Wolff, Universität Regensburg, Vorsitzender des Hochschulverbandes Informationswissenschaft

  • epawlik ist dafür
    +3

    Dies ist nicht nur eine Frage von Forschung und Lehre (an den Hochschulen), sondern darüber hinaus eine von "Digitalen Lifeskills". Dies ist auch ein Thema für Schulen und Erwachsenenbildung.

    • Entscheidend ist, welche Ziele die informationswissenschaftlichen Fachgebiete an den Hochschulen in Forschung und Lehre verfolgen sollen. Im Gegensatz zur bisher dominierenden Ansicht, die ausschließlich den Intentionen des Bibliothekswesens (erweiterte Bibliotheksbenutzungskunde plus Eingriffe in die Kompetenz der Lehrer) und des Jugendmedienschutzes folgen (Hauptaufgabe der LMzette), ist es unerläßlich, den Gesamtkomplex der Veränderungen der Gesellschaft und des Lebens durch den "Einschlag der Computerisierung" zu analysieren und für alle Bildungsebenen aufzubereiten. Der Name und der Arbeitsauftrag der Enquetekommission ist hierfür das wichtigste Vorbild ("digitale Gesellschaft"!). Dies setzt den Mut voraus, auch und insbesondere technisch als kompliziert angesehene Sachverhalte für schulische Zwecke - auch mit den Methoden der didaktischen Reduktion - in verschiedenen Fachzusammenhängen fassbar zu machen. Wichtige Nebenerfordernisse sind eine rasche Umsetzung, damit die Lösungen nicht von immer neuen raschen Entwicklungen überrollt werden und die Umwandlung der diesbezüglichen Bildungsangebote nach dem Prizip der Bringeschuld: Die Propagatoren der Entwicklung sollten unmittelbar in den Bildungsinstitutionen tätig werden. Es reicht nicht zu warten, bis genügend nach neuen Richtlinien ausgebildete Lehrer einsatzbereit sind. Es wird daher vorgeschlagen, die Erfordernisse in einem pragmatischen "Konzept der drei Körbe" zusammen zufassen und anzugehen:

      Korb 1: Das World Wide Web als Informationsquelle („Datenbank“) für schulische und Allgemeinbildungszwecke im Sinne eines lebenslangen Lernens. Jede Bewältigungsstrategie der derzeit anstehenden Herausforderungen trägt den Kern einer "Wissenschaft vom Internet" in sich, die vom Erfinder des WWW bereits 2001 gefordert wurde.

      Korb 2: Technische, wirtschaftliche, politische und rechtliche Aspekte der durch allgegenwärtige Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) geprägten Welt. Hier ist insbesondere auf wirtschaftliche und politische Machtverhältnbisse einzugehen, eine Vielzahl von rechtlichen Aspekten, die bisher ausschließlich nach dem Prinzip des Alarmismus abgehandelt werden und nicht zuletzt auch die Eingriffe der Staatsautorität in die Privatheit des Datenverkehrs. Wichtig ist auch ein Verständnis, wie sich verselbständigende Rechenvorschriften (Algorithmen) auf die Abläufe unseres Lebens auswirken. Ein konkretes Beispiel: Man mache sich klar, welche komplexe Technik nur hinter dem digitalen Personalausweis steckt! Der soll schließlich von allen Bürgern verwendet werden.

      1. Korb 3: Die langfristige Veränderung des Lebens der Menschen durch allgegen-wärtige IKT. Ein Beispiel in Gestalt einer provokanten Frage: Wie lebt es sich zukünftig in einer Welt ohne Privatheit? Oder: Welche langfristigen Folgen kann die Verlagerung von Daseinsvollzug "ins Netz" haben?

      Dies ist die grundsätzliche Richtung einer erfolgversprechenden Strategie zur Bewältigung der Herausforderungen durch allgegenwärtige Computertechnologie!

  • Die Inhalte einer Lehre zur Informations- und Medienkompetenz

    Entscheidend ist, welche Ziele die informationswissenschaftlichen Fachgebiete an den Hochschulen in Forschung und Lehre verfolgen sollen. Im Gegensatz zur bisher dominierenden Ansicht, die den Intentionen des Bibliothekswesens (erweiterte Bibliotheksbenutzungskunde plus Eingriffe in die Kompetenz der Lehrer) und des Jugendmedienschutzes folgen (Hauptaufgabe der LMzette), ist es unerläßlich, den Gesamtkomplex der Veränderungen der Gesellschaft und des Lebens durch den "Einschlag der Computerisierung" zu analysieren und für alle Bildungsebenen aufzubereiten. Der Name und der Arbeitsauftrag der Enquetekommission ist hierfür das wichtigste Vorbild ("digitale Gesellschaft"!). Dies setzt den Mut voraus, auch und insbesondere, technisch als kompliziert angesehene Sachverhalte für schulische Zwecke - auch mit den Methoden der didaktischen Reduktion - in verschiedenen Fachzusammenhängen fassbar zu machen. Wichtige Nebenerfordernisse sind eine rasche Umsetzung, damit die Lösungen nicht von immer neuen, schnell neue Fakten setzenden Entwicklungen überrollt werden und die Umwandlung der diesbezüglichen Bildungsangebote nach dem Prizip der Bringeschuld: Die Propagatoren der Entwicklung sollten unmittelbar in den Bildungsinstitutionen tätig werden. Es reicht nicht zu warten, bis genügend nach neuen Richtlinien ausgebildete Lehrer einsatzbereit sind. Die aus dem Web bekannte Methode des "viralen Marketing" sollte durch den Einsatz von erfahrenen und einschlägig weiter gebildeten Lehrpersonen nachgebildet werden. Es wird vorgeschlagen, die Erfordernisse in einem pragmatischen "Konzept der drei Körbe" zusammenzufassen und anzugehen:

    Korb 1: Das World Wide Web als Informationsquelle („Datenbank“) für schulische und Allgemeinbildungszwecke im Sinne eines lebenslangen Lernens. Jede Bewältigungsstrategie der derzeit anstehenden Herausforderungen trägt den Kern einer "Wissenschaft vom Internet" in sich, die vom Erfinder des WWW bereits 2001 gefordert wurde. Ein praktisches Ziel ist die Erarbeitung einer Methodik zur Generierung einer ständig aktualisierbaren individuellen Positivliste von Quellen.

    Korb 2: Technische, wirtschaftliche, politische und rechtliche Aspekte der durch allgegenwärtige Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) geprägten Welt. Hier ist auch auf wirtschaftliche und politische Machtverhältnisse einzugehen, eine Vielzahl von rechtlichen Aspekten, die bisher ausschließlich nach dem Prinzip des Alarmismus abgehandelt werden und nicht zuletzt auch die Eingriffe der Staatsautorität in die Privatheit des Datenverkehrs. Wichtig ist auch ein Verständnis, wie sich verselbständigende Rechenvorschriften (Algorithmen) auf die Abläufe unseres Lebens auswirken. Ein konkretes Beispiel: Man mache sich klar, welche komplexe Technik nur hinter dem digitalen Personalausweis und der Patientenkarte stecken. Die sollen schließlich von Millionen von Bürgern verwendet werden.

    Korb 3: Die langfristige Veränderung des Lebens der Menschen durch allgegen-wärtige IKT. Ein Beispiel in Gestalt provokanter Fragen: Wie lebt es sich zukünftig in einer Welt ohne Privatheit? Oder: Welche langfristigen Folgen kann die Verlagerung von Daseinsvollzug "ins Netz" haben?

    Dies ist die grundsätzliche Richtung einer erfolgversprechenden Strategie zur Bewältigung der Herausforderungen durch allgegenwärtige Computertechnologie!

Versionen


  1. Sie können einen Vorschlag unterstützen oder ablehnen.

  2. Und ihn in Ihre Beobachtungsliste aufnehmen.

  3. Informationen über den Vorschlag einsehen...

  4. ...Schlagworte für diesen Vorschlag hinzufügen...

  5. ...oder den Vorschlag mit anderen per Facebook, Google+ oder Twitter teilen.

  6. Kommentare können Sie nicht nur bewerten...

  7. ...sondern auch dazu verfasste Antworten einsehen...

  8. ...selbst eine Antwort zu einem Argument schreiben...

  9. ... und neue Argumente einbringen.

  10. Oder aktiv den Vorschlag mitgestalten und Alternativen einbringen.