Die Inhalte einer Lehre zur Informations- und Medienkompetenz
Entscheidend ist, welche Ziele die informationswissenschaftlichen Fachgebiete an den Hochschulen in Forschung und Lehre verfolgen sollen. Im Gegensatz zur bisher dominierenden Ansicht, die den Intentionen des Bibliothekswesens (erweiterte Bibliotheksbenutzungskunde plus Eingriffe in die Kompetenz der Lehrer) und des Jugendmedienschutzes folgen (Hauptaufgabe der LMzette), ist es unerläßlich, den Gesamtkomplex der Veränderungen der Gesellschaft und des Lebens durch den "Einschlag der Computerisierung" zu analysieren und für alle Bildungsebenen aufzubereiten. Der Name und der Arbeitsauftrag der Enquetekommission ist hierfür das wichtigste Vorbild ("digitale Gesellschaft"!). Dies setzt den Mut voraus, auch und insbesondere, technisch als kompliziert angesehene Sachverhalte für schulische Zwecke - auch mit den Methoden der didaktischen Reduktion - in verschiedenen Fachzusammenhängen fassbar zu machen. Wichtige Nebenerfordernisse sind eine rasche Umsetzung, damit die Lösungen nicht von immer neuen, schnell neue Fakten setzenden Entwicklungen überrollt werden und die Umwandlung der diesbezüglichen Bildungsangebote nach dem Prizip der Bringeschuld: Die Propagatoren der Entwicklung sollten unmittelbar in den Bildungsinstitutionen tätig werden. Es reicht nicht zu warten, bis genügend nach neuen Richtlinien ausgebildete Lehrer einsatzbereit sind. Die aus dem Web bekannte Methode des "viralen Marketing" sollte durch den Einsatz von erfahrenen und einschlägig weiter gebildeten Lehrpersonen nachgebildet werden. Es wird vorgeschlagen, die Erfordernisse in einem pragmatischen "Konzept der drei Körbe" zusammenzufassen und anzugehen:
Korb 1: Das World Wide Web als Informationsquelle („Datenbank“) für schulische und Allgemeinbildungszwecke im Sinne eines lebenslangen Lernens. Jede Bewältigungsstrategie der derzeit anstehenden Herausforderungen trägt den Kern einer "Wissenschaft vom Internet" in sich, die vom Erfinder des WWW bereits 2001 gefordert wurde. Ein praktisches Ziel ist die Erarbeitung einer Methodik zur Generierung einer ständig aktualisierbaren individuellen Positivliste von Quellen.
Korb 2: Technische, wirtschaftliche, politische und rechtliche Aspekte der durch allgegenwärtige Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) geprägten Welt. Hier ist auch auf wirtschaftliche und politische Machtverhältnisse einzugehen, eine Vielzahl von rechtlichen Aspekten, die bisher ausschließlich nach dem Prinzip des Alarmismus abgehandelt werden und nicht zuletzt auch die Eingriffe der Staatsautorität in die Privatheit des Datenverkehrs. Wichtig ist auch ein Verständnis, wie sich verselbständigende Rechenvorschriften (Algorithmen) auf die Abläufe unseres Lebens auswirken. Ein konkretes Beispiel: Man mache sich klar, welche komplexe Technik nur hinter dem digitalen Personalausweis und der Patientenkarte stecken. Die sollen schließlich von Millionen von Bürgern verwendet werden.
Korb 3: Die langfristige Veränderung des Lebens der Menschen durch allgegen-wärtige IKT. Ein Beispiel in Gestalt provokanter Fragen: Wie lebt es sich zukünftig in einer Welt ohne Privatheit? Oder: Welche langfristigen Folgen kann die Verlagerung von Daseinsvollzug "ins Netz" haben?
Dies ist die grundsätzliche Richtung einer erfolgversprechenden Strategie zur Bewältigung der Herausforderungen durch allgegenwärtige Computertechnologie!