Papier: 02 Hochschulbildung (TEIL 2)
Originalversion
| 1 | Kapitel II/2. „Hochschulbildung“ – TEIL 2 |
| 2 | |
| 3 | (Stand: 6. Februar 2012) |
| 4 | |
| 5 | |
| 6 | **1.1 E-Learning: didaktische Ansätze** |
| 7 | Bereits im Jahr 2000 begann das Bundesministerium für |
| 8 | Bildung und Forschung mit dem Förderprogramm „Neue Medien in |
| 9 | der Bildung“ die Entwicklung digitaler |
| 10 | Bildungsinfrastrukturen wie E-Learning durch ein |
| 11 | umfangreiches Budget zu unterstützen. Heute lässt sich |
| 12 | feststellen, dass zumindest Lernmanagementsysteme an |
| 13 | deutschen Hochschulen inzwischen zum Standard gehören. [FN: |
| 14 | Anmerkung: Auch der Wissenschaftsrat stellte in seinen |
| 15 | Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre |
| 16 | fest, dass eine exzellente Lehre auf die Komponente |
| 17 | E-Learning nicht verzichten könne, und dass deshalb „Ansätze |
| 18 | des E-Learning und der Verbindung von Präsenzveranstaltungen |
| 19 | und computergestützten Lehrangeboten (Blended Learning) |
| 20 | weiterzuentwickeln und breiter zu nutzen“ seien. Zit. nach: |
| 21 | Arbeitsgemeinschaften der Medienzentren an Hochschulen e.V. |
| 22 | (Hrsg.): Medienzentren und Medieneinrichtungen an |
| 23 | Hochschulen. Medienkompetenz und Dienstleistungen für Lehre, |
| 24 | Studium und Forschung. November 2010, S. 3. Online abrufbar |
| 25 | unter: http://www.amh-ev.de/ |
| 26 | ] |
| 27 | |
| 28 | Auf die Frage nach den Gründen für die Einführung von |
| 29 | E-Learning in die Lehre, gaben Hochschulen mit großer |
| 30 | Mehrheit zwei Gründe an: |
| 31 | |
| 32 | 1. Die Unterstützung konstruktivistisch aufgebauter |
| 33 | Lernumgebungen durch |
| 34 | E-Learning |
| 35 | |
| 36 | 2. Die Möglichkeit des zeit- und ortsunabhängigen Lernens. |
| 37 | [FN: vgl. Kreidl, Christian / Dittler, Ullrich: E-Learning: |
| 38 | Wieso eigentlich? Gründe für die Einführung von E-Learning |
| 39 | an Hochschulen im Rückblick. In: Dittler, Ullrich u.a. |
| 40 | (Hg.): E-Learning. Eine Zwischenbilanz, Münster u.a. 2009, |
| 41 | S. 263ff.; Kreidl, Christian, Akzeptanz und Nutzung von |
| 42 | E-Learning-Elementen an Hochschulen, Gründe für die |
| 43 | Einführung und Kriterien der Anwendung von E-Learning, |
| 44 | Münster 2011] |
| 45 | |
| 46 | Der Einsatz von E-Learning unterstützt das neue |
| 47 | Lernparadigma des Konstruktivismus: der Lernende konstruiert |
| 48 | sein Wissen selbst und wird dabei durch eine offene |
| 49 | Lernumgebung unterstützt. In Kombination mit der Möglichkeit |
| 50 | des zeit- und ortsunabhängigen Lernens könnte E-Learning auf |
| 51 | diese Weise einen wesentlichen Beitrag zum lebenslangen |
| 52 | Lernen bieten. |
| 53 | |
| 54 | Darüber hinaus liegen die Vorteile des E-Learning besonders |
| 55 | in der Multimedialität und Interaktivität. Bestanden |
| 56 | elektronische Lernangebote lange vor allem aus auf |
| 57 | Datenträgern oder Webservern gespeicherten Lerneinheiten, so |
| 58 | bieten Lernplattformen oder Lernmanagementsysteme heute |
| 59 | vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation über |
| 60 | Chatfunktionen oder Foren. Die verwendeten Lehrmaterialien |
| 61 | können dabei ganz unterschiedlich beschaffen sein: Neben |
| 62 | digitalisierten Skripts reicht das Angebot von Podcasts und |
| 63 | Veranstaltungsaufzeichnungen bis zu interaktiven |
| 64 | Lernprogrammen oder 3D-Welten. |
| 65 | |
| 66 | Es gibt interessante Ansätze im Zeitalter des Web 2.0 „User |
| 67 | Generated Content“ in der Lehre einzusetzen: über |
| 68 | entsprechende Werkzeuge können die Studierenden selbst in |
| 69 | die Entwicklung von Materialien einbezogen werden und so |
| 70 | genannten „Learner Generated Content“ erstellen, etwa indem |
| 71 | sie ihren Lernprozess in Lerntagebüchern in einem Weblog |
| 72 | reflektieren. Daran wird deutlich, dass der Einsatz |
| 73 | digitaler Infrastrukturen und Medien an der Hochschule nicht |
| 74 | zuletzt eine konzeptionelle Veränderung von Lernszenarien |
| 75 | eröffnet. Sie schaffen neue Gelegenheiten zur Aktivierung |
| 76 | von Lernenden und unterstützen damit den in der |
| 77 | Hochschuldidaktik seit einigen Jahren in die Wege geleiteten |
| 78 | „Shift from Teaching to Learning“. Traditionelle lineare |
| 79 | Denk- und Lernkonzepte können aufgebrochen und um |
| 80 | flexiblere, netzwerkartige Formen ergänzt werden. Neue |
| 81 | Lernmaterialien und Kommunikationsmedien eröffnen ein weites |
| 82 | Spektrum zur Umgestaltung klassischer Lernszenarien – |
| 83 | angefangen von einem minimalen Einsatz von E-Learning bis zu |
| 84 | nahezu komplett virtuellen Studiengängen. |
| 85 | |
| 86 | Die verschiedenen Formen des E-Learning umfassen neben der |
| 87 | virtuellen Lehre auch neuere Ansätze, wie das Blended |
| 88 | Learning (integriertes Lernen). Dieser Ansatz entwickelte |
| 89 | sich aus der Erkenntnis, dass virtuelles Lernen |
| 90 | traditionelle Bildungsformen nicht ersetzen kann, sie aber |
| 91 | sinnvoll ergänzen und unterstützen sollte. Dementsprechend |
| 92 | vereint das Blended Learning Präsenzveranstaltungen mit |
| 93 | E-Learning und gilt heute als wichtigstes Konzept. [FN: vgl. |
| 94 | Holten, Roland (Hrsg.): E-Learning in Hochschule und |
| 95 | Weiterbildung, Einsatzchancen und Erfahrungen. Bielefeld: |
| 96 | 2010.] |
| 97 | |
| 98 | |
| 99 | **1.2 Nutzung von E-Learning-Angeboten** |
| 100 | |
| 101 | Eine repräsentative Erhebung im Rahmen des vom |
| 102 | Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten |
| 103 | HISBUS Projekts zu studienbezogenen Web- und |
| 104 | E-Learning-Diensten [FN: vgl.: |
| 105 | https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf], bei der |
| 106 | Antworten von über 4.400 Studierenden ausgewertet wurden, |
| 107 | ergab, dass im Jahr 2008 93 Prozent der Befragten auf |
| 108 | digitale lehrveranstaltungsbegleitende Materialien der |
| 109 | eigenen Hochschule zugriffen. Im Vergleich dazu waren es |
| 110 | 2004 lediglich 68 Prozent. Die digitalen Angebote, so eine |
| 111 | mögliche Interpretation des Ergebnisses, könnten zu einer |
| 112 | Steigerung des Zugriffs auf begleitende Materialien |
| 113 | beigetragen haben. 35 Prozent der Studierenden gaben an, |
| 114 | interaktive Lehrangebote an ihrer Hochschule zu kennen. Eine |
| 115 | Nutzung dieser Angebote wurde von 22 Prozent (im Jahr 2004 |
| 116 | von 16 Prozent) bestätigt. Die Nutzung weiterer |
| 117 | E-Learning-Formen wie Televorlesungen, virtuelle Seminare, |
| 118 | Praktika oder Labore lag bei maximal 5 Prozent. Die um das |
| 119 | Jahr 2000 häufig zitierte „5 Prozent-Hürde“ bezüglich der |
| 120 | Nutzung der Angebote von E-Learning scheint jedoch |
| 121 | inzwischen an vielen Hochschulen überschritten. |
| 122 | |
| 123 | Allgemein wird festgestellt, dass in der Nutzung von |
| 124 | E-Learning vor allem die inter- und multidisziplinären |
| 125 | Anwendungsszenarien, von denen man sich Synergieeffekte |
| 126 | erhoffte, zumeist ausbleiben. [FN: Holten, Roland (Hrsg.): |
| 127 | a.a.O.] [Hieraus soll eine Handlungsempfehlung folgen.] |
| 128 | Dabei ist der disziplinäre und interdisziplinäre |
| 129 | Erfahrungsaustausch auch hinsichtlich der Implementierung |
| 130 | von E-Learning-Angeboten besonders wichtig, um verschiedene |
| 131 | (didaktische, technische, gestalterische) Kompetenzen in |
| 132 | deren Entwicklung einfließen zu lassen. |
| 133 | |
| 134 | **1.3 Medienkompetenz bei Lehrenden und Studierenden** |
| 135 | |
| 136 | [FN: vgl.: Deutscher Bundestag: Zweiter Zwischenbericht der |
| 137 | Enquete-Kommission „Internet und Digitale Gesellschaft“. |
| 138 | Medienkompetenz. Bundestagsdrucksache 17/7286 vom 21. |
| 139 | Oktober 2011. Online abrufbar unter: |
| 140 | http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Medien |
| 141 | kompetenz/ |
| 142 | Zwischenbericht_Medienkompetenz_1707286.pdf] |
| 143 | |
| 144 | Das Angebot von E-Learning an Hochschulen erschöpft sich |
| 145 | nicht in der Bereitstellung der technischen |
| 146 | Infrastrukturen. Vielmehr rückt die Medienkompetenz bei |
| 147 | Lehrenden und Studierenden an den Hochschulen zunehmend in |
| 148 | den Mittelpunkt der Diskussion. Zur Akzeptanz und |
| 149 | Verstetigung von E-Learning bedarf es eines Angebots an |
| 150 | Training und Fortbildung, das beispielsweise in das |
| 151 | Dienstleistungsspektrum der Universitätsbibliotheken und |
| 152 | Medienzentren integriert werden kann. [Hier soll sich eine |
| 153 | Handlungsempfehlung anschließen.] |
| 154 | |
| 155 | E-Learning liegt an der Schnittstelle zwischen Technologie, |
| 156 | Inhalten, Didaktik und Gestaltung, weshalb es einer |
| 157 | gelungenen Integration der Kompetenzen aus unterschiedlichen |
| 158 | Bereichen der Hochschule (Lehre, Bibliothek, Rechenzentrum, |
| 159 | ggf. Medienzentrum) bedarf. Besonders in der Lehre gilt es |
| 160 | weiterhin, didaktische Konzepte zu entwickeln, die das |
| 161 | Potenzial von E-Learning nutzen. Bislang, so ein häufiger |
| 162 | Kritikpunkt, werden traditionelle Lehrmethoden auf digitale |
| 163 | Formate übertragen anstatt lineare Denk- und Lernkonzepte |
| 164 | zugunsten von flexibleren, netzwerkartigen Konzepten |
| 165 | aufzubrechen. Es bedarf also auch in dieser Hinsicht der |
| 166 | Anpassung von Curricula. Zum einen gilt es, |
| 167 | Schlüsselkompetenzen wie Medien-, Informations- und |
| 168 | Computerkompetenz für die Anwendung von E-Learning zu |
| 169 | fördern, zum anderen erfordert die Konzeption und |
| 170 | Entwicklung von E-Learning- Angeboten vielfältige |
| 171 | Kenntnisse, die in konventionellen Studiengängen bisher kaum |
| 172 | vermittelt werden. Neben der Entwicklung derartig gelagerter |
| 173 | Studiengänge [FN: Als Beispiele für bereits existierende |
| 174 | Angebote wären hier die Tele-Akademie der Hochschule |
| 175 | Furtwangen zu nennen, die den berufsbegleitenden |
| 176 | Zertifikatskurs „Experte/Expertin für Neue Lerntechnologien“ |
| 177 | anbietet sowie der berufsbegleitende Masterstudiengang |
| 178 | „Medien und Bildung“ an der Universität Rostock und der |
| 179 | weiterbildende Masterstudiengang „e-education“ an der |
| 180 | FernUniversität Hagen.] und Weiterbildungsprogramme wäre in |
| 181 | diesem Zusammenhang auch die Schaffung von Kompetenz- und |
| 182 | Beratungszentren sinnvoll, wie auch die stärkere Integration |
| 183 | der Entwicklung von E-Learning-Angeboten in |
| 184 | hochschuldidaktischen Zentren. |
| 185 | |
| 186 | |
| 187 | **1.4 Landesinitiativen für E-Learning an deutschen |
| 188 | Hochschulen** |
| 189 | In einigen Bundesländern haben sich bereits vor einigen |
| 190 | Jahren Landesinitiativen für die Umsetzung und Unterstützung |
| 191 | von E-Learning an Hochschulen entwickelt. Einige sind bis |
| 192 | heute erfolgreich, andere hingegen wurden nicht fortgeführt. |
| 193 | (Vgl. Kapitel 1.6 Nachhaltigkeit von E-Learning-Angeboten). |
| 194 | Dabei gilt der Prozess zur Strategiebildung und Vernetzung |
| 195 | innerhalb der Länder sowie über Ländergrenzen hinweg nach |
| 196 | wie vor als maßgeblich für bessere Rahmenbedingungen |
| 197 | hinsichtlich der Integration und Nutzung digitaler Medien an |
| 198 | deutschen Hochschulen. In den meisten Landesinitiativen |
| 199 | steht der Einsatz von E-Learning in der Hochschullehre im |
| 200 | Vordergrund. Gefördert werden die Hochschulen zum Beispiel |
| 201 | durch Beratung von Lehrenden zu didaktischen Aspekten der |
| 202 | medien- und internetgestützten Lehre, zu Fragen hinsichtlich |
| 203 | Autorentools und nicht zuletzt zu Rechtsfragen. Aber auch |
| 204 | die Community-Bildung wird gefördert und Schulungsangebote |
| 205 | werden entwickelt. Förderprogramme, die auch durch |
| 206 | entsprechende Bundesprogramme co-finanziert werden, sind |
| 207 | häufig der Ausgangspunkt für die Aktivitäten einzelner |
| 208 | Hochschulen. [FN: Einzelne Landesinitiativen sind zum |
| 209 | Beispiel: E-Learning-Förderung in Baden-Württemberg, |
| 210 | Virtuelle Hochschule Bayern, Multimedia Kontor Hamburg, |
| 211 | Kompetenznetz E-Learning Hessen, ELAN e.V. Niedersachsen, |
| 212 | E-Learning NRW, Virtueller Campus Rheinland-Pfalz, |
| 213 | Bildungsportal Sachsen und Bildungsportal Thüringen.] |
| 214 | |
| 215 | |
| 216 | **1.5 Kooperation von Hochschulen** |
| 217 | E-Learning ist finanziell aufwändig – sowohl, was die |
| 218 | Entwicklung der Technik, als auch die Entwicklung von |
| 219 | didaktischen Konzepten betrifft. Vor diesem Hintergrund |
| 220 | gewinnt insbesondere die Unterstützung eines |
| 221 | hochschulübergreifenden Austauschs an Bedeutung. Viele |
| 222 | Hochschulen stehen vor ähnlichen Problemen und können von |
| 223 | den Erfahrungen anderer ebenso profitieren, wie von |
| 224 | entsprechenden Dienstleistungen (z.B. Schulungen) oder einer |
| 225 | (Mit-)Nutzung der technischen Infrastruktur. |
| 226 | |
| 227 | Die Entwicklungen im E-Learning zeichnen sich durch ihre |
| 228 | hohe Dynamik aus, so dass einzelne Institutionen meist nur |
| 229 | Teilbereiche abdecken können. In einigen Bundesländern [FN: |
| 230 | siehe auch: Kapitel 1.4 „Landesinitiativen für E-Learning an |
| 231 | deutschen Hochschulen“.] wird die regionale Vernetzung durch |
| 232 | eine E-Learning-Landesinitiative unterstützt, in anderen |
| 233 | Ländern fehlen derartige Strukturen bislang. So gilt ein |
| 234 | häufig genannter Kritikpunkt der Schwierigkeit, |
| 235 | Vereinbarungen für Kooperationen zu treffen, etwa bei dem |
| 236 | für viele Hochschulen interessanten Austausch von |
| 237 | Online-Kursen oder anderen digitalen Lernmaterialien. [Hier |
| 238 | soll eine Handlungsempfehlung zum Thema Hochschul-Cloud |
| 239 | formuliert werden.] Aber auch Erfahrungen in der |
| 240 | Implementierung und Anwendung von E-Learning können für eine |
| 241 | Nachnutzung dokumentiert und weitergegeben werden. |
| 242 | |
| 243 | Die Informationsangebote in Deutschland sind sehr |
| 244 | zersplittert. Das führt vielfach zu einer |
| 245 | Ressourcenverschwendung. Unter dem Blickwinkel der |
| 246 | Vernetzung von Hochschulen lässt sich ihre Organisation neu |
| 247 | überdenken: durch kollaborative Arbeitsweisen könnten hier |
| 248 | materielle und qualitative Synergien entstehen. |
| 249 | |
| 250 | Dabei wäre auch die Einrichtung nationaler Kompetenzzentren |
| 251 | hilfreich, wie es sie beispielsweise in Großbritannien mit |
| 252 | dem Joint Information Systems Committee gibt. Das JISC |
| 253 | verfolgt das Ziel, Synergieeffekte zu heben, wenn |
| 254 | technische, organisatorische und didaktische Aspekte bei der |
| 255 | Nutzung digitaler Technologien im Bildungsbereich gemeinsam |
| 256 | bearbeitet werden. Das JISC als nationale Einrichtung |
| 257 | betreut entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte, |
| 258 | bietet unterschiedliche Services auf Kooperationsbasis und |
| 259 | leistet Unterstützung auf lokaler, nationaler und |
| 260 | internationaler Ebene. Weitere Kooperationsformen werden im |
| 261 | Zusammenhang mit technischen Aspekten zur Sprache kommen. |
| 262 | |
| 263 | **1.6 Nachhaltigkeit von E-Learning-Angeboten** |
| 264 | Ein vielfach genanntes Problem besteht in der geringen |
| 265 | Nachhaltigkeit von E-Learning Projekten: Sobald |
| 266 | Förderprojekte auslaufen, kommen die Projekte häufig auch |
| 267 | inhaltlich zum Erliegen. Eine mögliche Reaktion darauf wären |
| 268 | curriculare Änderungen und eine langfristige Integration von |
| 269 | E-Learning in die strategischen Entwicklungspläne der |
| 270 | Hochschulen. Hier ist besonders eine Verankerung auf der |
| 271 | Leitungsebene und in den Strukturen der Hochschulen für eine |
| 272 | nachhaltige Implementierung gefordert. Auch unter dem Aspekt |
| 273 | der Nachhaltigkeit wäre die Einrichtung von Kompetenz- und |
| 274 | Beratungszentren sinnvoll. [Hieraus soll eine |
| 275 | Handlungsempfehlung folgen.] (Vgl. Kapitel 1.3 |
| 276 | Medienkompetenz bei Lehrenden und Studierenden) |
| 277 | |
| 278 | **1.7 Web 2.0 in der Hochschullehre** |
| 279 | Welche Potenziale bietet der Einsatz von Web 2.0-Anwendungen |
| 280 | in der Hochschullehre? [FN: Anmerkung: Hier sind |
| 281 | beispielsweise folgende Initiativen zu nennen: |
| 282 | http://fuelandfriends.de, |
| 283 | https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf, |
| 284 | http://www.apple.com/de/education/itunes-u/what-is.html, |
| 285 | (u.a. |
| 286 | http://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/lmu_on_itunes_u/ind |
| 287 | ex.html) https://eportfolio.univie.ac.at/.] |
| 288 | |
| 289 | Die Kommission für Neue Medien und Wissenstransfer der |
| 290 | Hochschulrektorenkonferenz nennt in ihrer Veröffentlichung |
| 291 | Herausforderungen Web 2.0 aus dem Jahr 2010 folgende |
| 292 | Einsatzmöglichkeiten, die zum großen Teil bereits Anwendung |
| 293 | finden: |
| 294 | |
| 295 | * Öffnung von Lehrveranstaltungen durch den Einsatz von |
| 296 | offenen Diskussionsforen, Blogs, Videostreamning und Wikis |
| 297 | vor allem für Veranstaltungen in diskursiv verfassten |
| 298 | Wissensgebieten. So können durch Partizipation von außen |
| 299 | neue Möglichkeiten zu Reflexion, Perspektivwechsel, |
| 300 | Kreativität und Vernetzung eröffnet werden; |
| 301 | |
| 302 | * Unterstützung der Kommunikation und Kooperation von |
| 303 | Lehrenden und Lernenden mit anderen Studierenden, die sich |
| 304 | vorübergehend nicht an der Hochschule befinden (externes |
| 305 | Praktikum, Auslandsaufenthalt, Erkrankung, Freisemester, |
| 306 | familiäre Fürsorgeverpflichtung etc.); |
| 307 | |
| 308 | * Systematische Beteiligung an netzgestützter Wissensarbeit, |
| 309 | die auf außerhochschulischen Plattformen für bestimmte |
| 310 | Lehrveranstaltungen erbracht wird (z.B. Überarbeitung von |
| 311 | Wikipedia-Artikeln als Seminarleistung); |
| 312 | |
| 313 | * Einsatz von Kommentierungs- und Bewertungstools im Rahmen |
| 314 | der formativen Evaluation von Lehrveranstaltungen (z.B. |
| 315 | über Micro-Blogging); |
| 316 | |
| 317 | * Anlegen von Link-Listen, Kommentierung von Quellen, |
| 318 | Austausch von Webinhalten, Verfolgen von Änderungen bei |
| 319 | Themen etc. (z.B. über Tagging und RSS-Feeds); |
| 320 | |
| 321 | * Einsatz von Web 2.0-Anwendungen in freiwilligen, |
| 322 | extracurricularen Lernkontexten, in denen keine Noten |
| 323 | vergeben werden (z.B. Weblogs bei der gemeinsamen |
| 324 | Prüfungsvorbereitung, studentisches Teilen von Inhalten über |
| 325 | Social Bookmarks). [FN: vgl.: HRK-Kommission für Neue Medien |
| 326 | und Wissenstransfer (Hrsg.):Herausforderungen Web 2.0 |
| 327 | Beiträge zur Hochschulpolitik Nr. 11/2010, Bonn: 2010. |
| 328 | Online abrufbar unter: |
| 329 | http://www.hrk.de/de/download/dateien/Herausforderung_Web2.0 |
| 330 | .pdf] |
| 331 | |
| 332 | Zu den sich daraus ergebenden urheberrechtlichen |
| 333 | Fragestellungen siehe auch Kapitel 1.5.3 „Problemfeld |
| 334 | Wissenschaftsschranken“ im Bericht der Projektgruppe |
| 335 | Urheberrecht der Enquete-Kommission Internet und digitale |
| 336 | Gesellschaft [FN: vgl.: Quellenangabe nach Erscheinen des |
| 337 | Berichtes als BT-Drucksache.] und Kapitel II./1. |
| 338 | „Themenschwerpunkt: Bibliotheken“ dieses Berichtes. |
| 339 | |
| 340 | |
| 341 | **1.8 Digitale Medien im Erwerbungsetat der |
| 342 | Wissenschaftlichen Bibliotheken** |
| 343 | Der Anteil der elektronischen Medien an der gesamten |
| 344 | Informationsversorgung hat in den letzten Jahren deutlich |
| 345 | zugenommen. Der Deutschen Bibliotheksstatistik ist zu |
| 346 | entnehmen, dass 2010 die Ausgaben für elektronische Medien |
| 347 | in wissenschaftlichen Bibliotheken 67 Prozent der |
| 348 | Gesamtausgaben betrugen. Seit dem Jahr 2000 haben sich die |
| 349 | Ausgaben für elektronische Medien versiebenfacht. Diesem |
| 350 | Zuwachs steht lediglich ein Anstieg um 34 Prozent bei den |
| 351 | gesamten Erwerbungsausgaben gegenüber. [FN: vgl.: |
| 352 | Quellenangabe!] |
| 353 | |
| 354 | Dennoch wird gefordert, dass der Anteil aktueller |
| 355 | Fachinformation in digitaler Form weiterhin signifikant |
| 356 | gesteigert werden muss. Dabei geht es auch um die verstärkte |
| 357 | Lizenzierung von Datenbanken, E-Books und E-Journals. [FN: |
| 358 | vgl.: Sieben Thesen zur Weiterentwicklung der |
| 359 | Informationsinfrastruktur der Humboldt-Universität zu |
| 360 | Berlin. Von Peter Schirmbacher, Direktor des Computer- und |
| 361 | Medienservice und Professor im Bereich |
| 362 | Informationsmanagement am Institut für Bibliotheks- und |
| 363 | Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, |
| 364 | und Andreas Degkwitz, Direktor der Universitätsbibliothek |
| 365 | der Humboldt-Universität zu Berlin. In: Schirmbacher, Peter: |
| 366 | Lernmanagementsysteme – Bestandteil des integrierten |
| 367 | Informationsmanagements einer Hochschule. In: |
| 368 | Hochschul-Informationssystem GmbH (Hrsg.): Perspektive |
| 369 | Studienqualität. Themen und Forschungsergebnisse der |
| 370 | HIS-Fachtagung „Studienqualität“. Bielefeld: 2010, S. 104ff. |
| 371 | Quellenangabe bitte prüfen!] |
| 372 | |
| 373 | |
| 374 | >>> [siehe TEIL |
| 375 | 3](https://bildung.enquetebeteiligung.de/page/02_Hochschulbi |
| 376 | ldung_TEIL_3) |
Der Text verglichen mit der Originalversion
| 1 | Kapitel II/2. „Hochschulbildung“ – TEIL 2 |
| 2 | |
| 3 | (Stand: 6. Februar 2012) |
| 4 | |
| 5 | |
| 6 | **1.1 E-Learning: didaktische Ansätze** |
| 7 | Bereits im Jahr 2000 begann das Bundesministerium für |
| 8 | Bildung und Forschung mit dem Förderprogramm „Neue Medien in |
| 9 | der Bildung“ die Entwicklung digitaler |
| 10 | Bildungsinfrastrukturen wie E-Learning durch ein |
| 11 | umfangreiches Budget zu unterstützen. Heute lässt sich |
| 12 | feststellen, dass zumindest Lernmanagementsysteme an |
| 13 | deutschen Hochschulen inzwischen zum Standard gehören. [FN: |
| 14 | Anmerkung: Auch der Wissenschaftsrat stellte in seinen |
| 15 | Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre |
| 16 | fest, dass eine exzellente Lehre auf die Komponente |
| 17 | E-Learning nicht verzichten könne, und dass deshalb „Ansätze |
| 18 | des E-Learning und der Verbindung von Präsenzveranstaltungen |
| 19 | und computergestützten Lehrangeboten (Blended Learning) |
| 20 | weiterzuentwickeln und breiter zu nutzen“ seien. Zit. nach: |
| 21 | Arbeitsgemeinschaften der Medienzentren an Hochschulen e.V. |
| 22 | (Hrsg.): Medienzentren und Medieneinrichtungen an |
| 23 | Hochschulen. Medienkompetenz und Dienstleistungen für Lehre, |
| 24 | Studium und Forschung. November 2010, S. 3. Online abrufbar |
| 25 | unter: http://www.amh-ev.de/ |
| 26 | ] |
| 27 | |
| 28 | Auf die Frage nach den Gründen für die Einführung von |
| 29 | E-Learning in die Lehre, gaben Hochschulen mit großer |
| 30 | Mehrheit zwei Gründe an: |
| 31 | |
| 32 | 1. Die Unterstützung konstruktivistisch aufgebauter |
| 33 | Lernumgebungen durch |
| 34 | E-Learning |
| 35 | |
| 36 | 2. Die Möglichkeit des zeit- und ortsunabhängigen Lernens. |
| 37 | [FN: vgl. Kreidl, Christian / Dittler, Ullrich: E-Learning: |
| 38 | Wieso eigentlich? Gründe für die Einführung von E-Learning |
| 39 | an Hochschulen im Rückblick. In: Dittler, Ullrich u.a. |
| 40 | (Hg.): E-Learning. Eine Zwischenbilanz, Münster u.a. 2009, |
| 41 | S. 263ff.; Kreidl, Christian, Akzeptanz und Nutzung von |
| 42 | E-Learning-Elementen an Hochschulen, Gründe für die |
| 43 | Einführung und Kriterien der Anwendung von E-Learning, |
| 44 | Münster 2011] |
| 45 | |
| 46 | Der Einsatz von E-Learning unterstützt das neue |
| 47 | Lernparadigma des Konstruktivismus: der Lernende konstruiert |
| 48 | sein Wissen selbst und wird dabei durch eine offene |
| 49 | Lernumgebung unterstützt. In Kombination mit der Möglichkeit |
| 50 | des zeit- und ortsunabhängigen Lernens könnte E-Learning auf |
| 51 | diese Weise einen wesentlichen Beitrag zum lebenslangen |
| 52 | Lernen bieten. |
| 53 | |
| 54 | Darüber hinaus liegen die Vorteile des E-Learning besonders |
| 55 | in der Multimedialität und Interaktivität. Bestanden |
| 56 | elektronische Lernangebote lange vor allem aus auf |
| 57 | Datenträgern oder Webservern gespeicherten Lerneinheiten, so |
| 58 | bieten Lernplattformen oder Lernmanagementsysteme heute |
| 59 | vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation über |
| 60 | Chatfunktionen oder Foren. Die verwendeten Lehrmaterialien |
| 61 | können dabei ganz unterschiedlich beschaffen sein: Neben |
| 62 | digitalisierten Skripts reicht das Angebot von Podcasts und |
| 63 | Veranstaltungsaufzeichnungen bis zu interaktiven |
| 64 | Lernprogrammen oder 3D-Welten. |
| 65 | |
| 66 | Es gibt interessante Ansätze im Zeitalter des Web 2.0 „User |
| 67 | Generated Content“ in der Lehre einzusetzen: über |
| 68 | entsprechende Werkzeuge können die Studierenden selbst in |
| 69 | die Entwicklung von Materialien einbezogen werden und so |
| 70 | genannten „Learner Generated Content“ erstellen, etwa indem |
| 71 | sie ihren Lernprozess in Lerntagebüchern in einem Weblog |
| 72 | reflektieren. Daran wird deutlich, dass der Einsatz |
| 73 | digitaler Infrastrukturen und Medien an der Hochschule nicht |
| 74 | zuletzt eine konzeptionelle Veränderung von Lernszenarien |
| 75 | eröffnet. Sie schaffen neue Gelegenheiten zur Aktivierung |
| 76 | von Lernenden und unterstützen damit den in der |
| 77 | Hochschuldidaktik seit einigen Jahren in die Wege geleiteten |
| 78 | „Shift from Teaching to Learning“. Traditionelle lineare |
| 79 | Denk- und Lernkonzepte können aufgebrochen und um |
| 80 | flexiblere, netzwerkartige Formen ergänzt werden. Neue |
| 81 | Lernmaterialien und Kommunikationsmedien eröffnen ein weites |
| 82 | Spektrum zur Umgestaltung klassischer Lernszenarien – |
| 83 | angefangen von einem minimalen Einsatz von E-Learning bis zu |
| 84 | nahezu komplett virtuellen Studiengängen. |
| 85 | |
| 86 | Die verschiedenen Formen des E-Learning umfassen neben der |
| 87 | virtuellen Lehre auch neuere Ansätze, wie das Blended |
| 88 | Learning (integriertes Lernen). Dieser Ansatz entwickelte |
| 89 | sich aus der Erkenntnis, dass virtuelles Lernen |
| 90 | traditionelle Bildungsformen nicht ersetzen kann, sie aber |
| 91 | sinnvoll ergänzen und unterstützen sollte. Dementsprechend |
| 92 | vereint das Blended Learning Präsenzveranstaltungen mit |
| 93 | E-Learning und gilt heute als wichtigstes Konzept. [FN: vgl. |
| 94 | Holten, Roland (Hrsg.): E-Learning in Hochschule und |
| 95 | Weiterbildung, Einsatzchancen und Erfahrungen. Bielefeld: |
| 96 | 2010.] |
| 97 | |
| 98 | |
| 99 | **1.2 Nutzung von E-Learning-Angeboten** |
| 100 | |
| 101 | Eine repräsentative Erhebung im Rahmen des vom |
| 102 | Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten |
| 103 | HISBUS Projekts zu studienbezogenen Web- und |
| 104 | E-Learning-Diensten [FN: vgl.: |
| 105 | https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf], bei der |
| 106 | Antworten von über 4.400 Studierenden ausgewertet wurden, |
| 107 | ergab, dass im Jahr 2008 93 Prozent der Befragten auf |
| 108 | digitale lehrveranstaltungsbegleitende Materialien der |
| 109 | eigenen Hochschule zugriffen. Im Vergleich dazu waren es |
| 110 | 2004 lediglich 68 Prozent. Die digitalen Angebote, so eine |
| 111 | mögliche Interpretation des Ergebnisses, könnten zu einer |
| 112 | Steigerung des Zugriffs auf begleitende Materialien |
| 113 | beigetragen haben. 35 Prozent der Studierenden gaben an, |
| 114 | interaktive Lehrangebote an ihrer Hochschule zu kennen. Eine |
| 115 | Nutzung dieser Angebote wurde von 22 Prozent (im Jahr 2004 |
| 116 | von 16 Prozent) bestätigt. Die Nutzung weiterer |
| 117 | E-Learning-Formen wie Televorlesungen, virtuelle Seminare, |
| 118 | Praktika oder Labore lag bei maximal 5 Prozent. Die um das |
| 119 | Jahr 2000 häufig zitierte „5 Prozent-Hürde“ bezüglich der |
| 120 | Nutzung der Angebote von E-Learning scheint jedoch |
| 121 | inzwischen an vielen Hochschulen überschritten. |
| 122 | |
| 123 | Allgemein wird festgestellt, dass in der Nutzung von |
| 124 | E-Learning vor allem die inter- und multidisziplinären |
| 125 | Anwendungsszenarien, von denen man sich Synergieeffekte |
| 126 | erhoffte, zumeist ausbleiben. [FN: Holten, Roland (Hrsg.): |
| 127 | a.a.O.] [Hieraus soll eine Handlungsempfehlung folgen.] |
| 128 | Dabei ist der disziplinäre und interdisziplinäre |
| 129 | Erfahrungsaustausch auch hinsichtlich der Implementierung |
| 130 | von E-Learning-Angeboten besonders wichtig, um verschiedene |
| 131 | (didaktische, technische, gestalterische) Kompetenzen in |
| 132 | deren Entwicklung einfließen zu lassen. |
| 133 | |
| 134 | **1.3 Medienkompetenz bei Lehrenden und Studierenden** |
| 135 | |
| 136 | [FN: vgl.: Deutscher Bundestag: Zweiter Zwischenbericht der |
| 137 | Enquete-Kommission „Internet und Digitale Gesellschaft“. |
| 138 | Medienkompetenz. Bundestagsdrucksache 17/7286 vom 21. |
| 139 | Oktober 2011. Online abrufbar unter: |
| 140 | http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Medien |
| 141 | kompetenz/ |
| 142 | Zwischenbericht_Medienkompetenz_1707286.pdf] |
| 143 | |
| 144 | Das Angebot von E-Learning an Hochschulen erschöpft sich |
| 145 | nicht in der Bereitstellung der technischen |
| 146 | Infrastrukturen. Vielmehr rückt die Medienkompetenz bei |
| 147 | Lehrenden und Studierenden an den Hochschulen zunehmend in |
| 148 | den Mittelpunkt der Diskussion. Zur Akzeptanz und |
| 149 | Verstetigung von E-Learning bedarf es eines Angebots an |
| 150 | Training und Fortbildung, das beispielsweise in das |
| 151 | Dienstleistungsspektrum der Universitätsbibliotheken und |
| 152 | Medienzentren integriert werden kann. [Hier soll sich eine |
| 153 | Handlungsempfehlung anschließen.] |
| 154 | |
| 155 | E-Learning liegt an der Schnittstelle zwischen Technologie, |
| 156 | Inhalten, Didaktik und Gestaltung, weshalb es einer |
| 157 | gelungenen Integration der Kompetenzen aus unterschiedlichen |
| 158 | Bereichen der Hochschule (Lehre, Bibliothek, Rechenzentrum, |
| 159 | ggf. Medienzentrum) bedarf. Besonders in der Lehre gilt es |
| 160 | weiterhin, didaktische Konzepte zu entwickeln, die das |
| 161 | Potenzial von E-Learning nutzen. Bislang, so ein häufiger |
| 162 | Kritikpunkt, werden traditionelle Lehrmethoden auf digitale |
| 163 | Formate übertragen anstatt lineare Denk- und Lernkonzepte |
| 164 | zugunsten von flexibleren, netzwerkartigen Konzepten |
| 165 | aufzubrechen. Es bedarf also auch in dieser Hinsicht der |
| 166 | Anpassung von Curricula. Zum einen gilt es, |
| 167 | Schlüsselkompetenzen wie Medien-, Informations- und |
| 168 | Computerkompetenz für die Anwendung von E-Learning zu |
| 169 | fördern, zum anderen erfordert die Konzeption und |
| 170 | Entwicklung von E-Learning- Angeboten vielfältige |
| 171 | Kenntnisse, die in konventionellen Studiengängen bisher kaum |
| 172 | vermittelt werden. Neben der Entwicklung derartig gelagerter |
| 173 | Studiengänge [FN: Als Beispiele für bereits existierende |
| 174 | Angebote wären hier die Tele-Akademie der Hochschule |
| 175 | Furtwangen zu nennen, die den berufsbegleitenden |
| 176 | Zertifikatskurs „Experte/Expertin für Neue Lerntechnologien“ |
| 177 | anbietet sowie der berufsbegleitende Masterstudiengang |
| 178 | „Medien und Bildung“ an der Universität Rostock und der |
| 179 | weiterbildende Masterstudiengang „e-education“ an der |
| 180 | FernUniversität Hagen.] und Weiterbildungsprogramme wäre in |
| 181 | diesem Zusammenhang auch die Schaffung von Kompetenz- und |
| 182 | Beratungszentren sinnvoll, wie auch die stärkere Integration |
| 183 | der Entwicklung von E-Learning-Angeboten in |
| 184 | hochschuldidaktischen Zentren. |
| 185 | |
| 186 | |
| 187 | **1.4 Landesinitiativen für E-Learning an deutschen |
| 188 | Hochschulen** |
| 189 | In einigen Bundesländern haben sich bereits vor einigen |
| 190 | Jahren Landesinitiativen für die Umsetzung und Unterstützung |
| 191 | von E-Learning an Hochschulen entwickelt. Einige sind bis |
| 192 | heute erfolgreich, andere hingegen wurden nicht fortgeführt. |
| 193 | (Vgl. Kapitel 1.6 Nachhaltigkeit von E-Learning-Angeboten). |
| 194 | Dabei gilt der Prozess zur Strategiebildung und Vernetzung |
| 195 | innerhalb der Länder sowie über Ländergrenzen hinweg nach |
| 196 | wie vor als maßgeblich für bessere Rahmenbedingungen |
| 197 | hinsichtlich der Integration und Nutzung digitaler Medien an |
| 198 | deutschen Hochschulen. In den meisten Landesinitiativen |
| 199 | steht der Einsatz von E-Learning in der Hochschullehre im |
| 200 | Vordergrund. Gefördert werden die Hochschulen zum Beispiel |
| 201 | durch Beratung von Lehrenden zu didaktischen Aspekten der |
| 202 | medien- und internetgestützten Lehre, zu Fragen hinsichtlich |
| 203 | Autorentools und nicht zuletzt zu Rechtsfragen. Aber auch |
| 204 | die Community-Bildung wird gefördert und Schulungsangebote |
| 205 | werden entwickelt. Förderprogramme, die auch durch |
| 206 | entsprechende Bundesprogramme co-finanziert werden, sind |
| 207 | häufig der Ausgangspunkt für die Aktivitäten einzelner |
| 208 | Hochschulen. [FN: Einzelne Landesinitiativen sind zum |
| 209 | Beispiel: E-Learning-Förderung in Baden-Württemberg, |
| 210 | Virtuelle Hochschule Bayern, Multimedia Kontor Hamburg, |
| 211 | Kompetenznetz E-Learning Hessen, ELAN e.V. Niedersachsen, |
| 212 | E-Learning NRW, Virtueller Campus Rheinland-Pfalz, |
| 213 | Bildungsportal Sachsen und Bildungsportal Thüringen.] |
| 214 | |
| 215 | |
| 216 | **1.5 Kooperation von Hochschulen** |
| 217 | E-Learning ist finanziell aufwändig – sowohl, was die |
| 218 | Entwicklung der Technik, als auch die Entwicklung von |
| 219 | didaktischen Konzepten betrifft. Vor diesem Hintergrund |
| 220 | gewinnt insbesondere die Unterstützung eines |
| 221 | hochschulübergreifenden Austauschs an Bedeutung. Viele |
| 222 | Hochschulen stehen vor ähnlichen Problemen und können von |
| 223 | den Erfahrungen anderer ebenso profitieren, wie von |
| 224 | entsprechenden Dienstleistungen (z.B. Schulungen) oder einer |
| 225 | (Mit-)Nutzung der technischen Infrastruktur. |
| 226 | |
| 227 | Die Entwicklungen im E-Learning zeichnen sich durch ihre |
| 228 | hohe Dynamik aus, so dass einzelne Institutionen meist nur |
| 229 | Teilbereiche abdecken können. In einigen Bundesländern [FN: |
| 230 | siehe auch: Kapitel 1.4 „Landesinitiativen für E-Learning an |
| 231 | deutschen Hochschulen“.] wird die regionale Vernetzung durch |
| 232 | eine E-Learning-Landesinitiative unterstützt, in anderen |
| 233 | Ländern fehlen derartige Strukturen bislang. So gilt ein |
| 234 | häufig genannter Kritikpunkt der Schwierigkeit, |
| 235 | Vereinbarungen für Kooperationen zu treffen, etwa bei dem |
| 236 | für viele Hochschulen interessanten Austausch von |
| 237 | Online-Kursen oder anderen digitalen Lernmaterialien. [Hier |
| 238 | soll eine Handlungsempfehlung zum Thema Hochschul-Cloud |
| 239 | formuliert werden.] Aber auch Erfahrungen in der |
| 240 | Implementierung und Anwendung von E-Learning können für eine |
| 241 | Nachnutzung dokumentiert und weitergegeben werden. |
| 242 | |
| 243 | Die Informationsangebote in Deutschland sind sehr |
| 244 | zersplittert. Das führt vielfach zu einer |
| 245 | Ressourcenverschwendung. Unter dem Blickwinkel der |
| 246 | Vernetzung von Hochschulen lässt sich ihre Organisation neu |
| 247 | überdenken: durch kollaborative Arbeitsweisen könnten hier |
| 248 | materielle und qualitative Synergien entstehen. |
| 249 | |
| 250 | Dabei wäre auch die Einrichtung nationaler Kompetenzzentren |
| 251 | hilfreich, wie es sie beispielsweise in Großbritannien mit |
| 252 | dem Joint Information Systems Committee gibt. Das JISC |
| 253 | verfolgt das Ziel, Synergieeffekte zu heben, wenn |
| 254 | technische, organisatorische und didaktische Aspekte bei der |
| 255 | Nutzung digitaler Technologien im Bildungsbereich gemeinsam |
| 256 | bearbeitet werden. Das JISC als nationale Einrichtung |
| 257 | betreut entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte, |
| 258 | bietet unterschiedliche Services auf Kooperationsbasis und |
| 259 | leistet Unterstützung auf lokaler, nationaler und |
| 260 | internationaler Ebene. Weitere Kooperationsformen werden im |
| 261 | Zusammenhang mit technischen Aspekten zur Sprache kommen. |
| 262 | |
| 263 | **1.6 Nachhaltigkeit von E-Learning-Angeboten** |
| 264 | Ein vielfach genanntes Problem besteht in der geringen |
| 265 | Nachhaltigkeit von E-Learning Projekten: Sobald |
| 266 | Förderprojekte auslaufen, kommen die Projekte häufig auch |
| 267 | inhaltlich zum Erliegen. Eine mögliche Reaktion darauf wären |
| 268 | curriculare Änderungen und eine langfristige Integration von |
| 269 | E-Learning in die strategischen Entwicklungspläne der |
| 270 | Hochschulen. Hier ist besonders eine Verankerung auf der |
| 271 | Leitungsebene und in den Strukturen der Hochschulen für eine |
| 272 | nachhaltige Implementierung gefordert. Auch unter dem Aspekt |
| 273 | der Nachhaltigkeit wäre die Einrichtung von Kompetenz- und |
| 274 | Beratungszentren sinnvoll. [Hieraus soll eine |
| 275 | Handlungsempfehlung folgen.] (Vgl. Kapitel 1.3 |
| 276 | Medienkompetenz bei Lehrenden und Studierenden) |
| 277 | |
| 278 | **1.7 Web 2.0 in der Hochschullehre** |
| 279 | Welche Potenziale bietet der Einsatz von Web 2.0-Anwendungen |
| 280 | in der Hochschullehre? [FN: Anmerkung: Hier sind |
| 281 | beispielsweise folgende Initiativen zu nennen: |
| 282 | http://fuelandfriends.de, |
| 283 | https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf, |
| 284 | http://www.apple.com/de/education/itunes-u/what-is.html, |
| 285 | (u.a. |
| 286 | http://www.uni-muenchen.de/ueber_die_lmu/lmu_on_itunes_u/ind |
| 287 | ex.html) https://eportfolio.univie.ac.at/.] |
| 288 | |
| 289 | Die Kommission für Neue Medien und Wissenstransfer der |
| 290 | Hochschulrektorenkonferenz nennt in ihrer Veröffentlichung |
| 291 | Herausforderungen Web 2.0 aus dem Jahr 2010 folgende |
| 292 | Einsatzmöglichkeiten, die zum großen Teil bereits Anwendung |
| 293 | finden: |
| 294 | |
| 295 | * Öffnung von Lehrveranstaltungen durch den Einsatz von |
| 296 | offenen Diskussionsforen, Blogs, Videostreamning und Wikis |
| 297 | vor allem für Veranstaltungen in diskursiv verfassten |
| 298 | Wissensgebieten. So können durch Partizipation von außen |
| 299 | neue Möglichkeiten zu Reflexion, Perspektivwechsel, |
| 300 | Kreativität und Vernetzung eröffnet werden; |
| 301 | |
| 302 | * Unterstützung der Kommunikation und Kooperation von |
| 303 | Lehrenden und Lernenden mit anderen Studierenden, die sich |
| 304 | vorübergehend nicht an der Hochschule befinden (externes |
| 305 | Praktikum, Auslandsaufenthalt, Erkrankung, Freisemester, |
| 306 | familiäre Fürsorgeverpflichtung etc.); |
| 307 | |
| 308 | * Systematische Beteiligung an netzgestützter Wissensarbeit, |
| 309 | die auf außerhochschulischen Plattformen für bestimmte |
| 310 | Lehrveranstaltungen erbracht wird (z.B. Überarbeitung von |
| 311 | Wikipedia-Artikeln als Seminarleistung); |
| 312 | |
| 313 | * Einsatz von Kommentierungs- und Bewertungstools im Rahmen |
| 314 | der formativen Evaluation von Lehrveranstaltungen (z.B. |
| 315 | über Micro-Blogging); |
| 316 | |
| 317 | * Anlegen von Link-Listen, Kommentierung von Quellen, |
| 318 | Austausch von Webinhalten, Verfolgen von Änderungen bei |
| 319 | Themen etc. (z.B. über Tagging und RSS-Feeds); |
| 320 | |
| 321 | * Einsatz von Web 2.0-Anwendungen in freiwilligen, |
| 322 | extracurricularen Lernkontexten, in denen keine Noten |
| 323 | vergeben werden (z.B. Weblogs bei der gemeinsamen |
| 324 | Prüfungsvorbereitung, studentisches Teilen von Inhalten über |
| 325 | Social Bookmarks). [FN: vgl.: HRK-Kommission für Neue Medien |
| 326 | und Wissenstransfer (Hrsg.):Herausforderungen Web 2.0 |
| 327 | Beiträge zur Hochschulpolitik Nr. 11/2010, Bonn: 2010. |
| 328 | Online abrufbar unter: |
| 329 | http://www.hrk.de/de/download/dateien/Herausforderung_Web2.0 |
| 330 | .pdf] |
| 331 | |
| 332 | Zu den sich daraus ergebenden urheberrechtlichen |
| 333 | Fragestellungen siehe auch Kapitel 1.5.3 „Problemfeld |
| 334 | Wissenschaftsschranken“ im Bericht der Projektgruppe |
| 335 | Urheberrecht der Enquete-Kommission Internet und digitale |
| 336 | Gesellschaft [FN: vgl.: Quellenangabe nach Erscheinen des |
| 337 | Berichtes als BT-Drucksache.] und Kapitel II./1. |
| 338 | „Themenschwerpunkt: Bibliotheken“ dieses Berichtes. |
| 339 | |
| 340 | |
| 341 | **1.8 Digitale Medien im Erwerbungsetat der |
| 342 | Wissenschaftlichen Bibliotheken** |
| 343 | Der Anteil der elektronischen Medien an der gesamten |
| 344 | Informationsversorgung hat in den letzten Jahren deutlich |
| 345 | zugenommen. Der Deutschen Bibliotheksstatistik ist zu |
| 346 | entnehmen, dass 2010 die Ausgaben für elektronische Medien |
| 347 | in wissenschaftlichen Bibliotheken 67 Prozent der |
| 348 | Gesamtausgaben betrugen. Seit dem Jahr 2000 haben sich die |
| 349 | Ausgaben für elektronische Medien versiebenfacht. Diesem |
| 350 | Zuwachs steht lediglich ein Anstieg um 34 Prozent bei den |
| 351 | gesamten Erwerbungsausgaben gegenüber. [FN: vgl.: |
| 352 | Quellenangabe!] |
| 353 | |
| 354 | Dennoch wird gefordert, dass der Anteil aktueller |
| 355 | Fachinformation in digitaler Form weiterhin signifikant |
| 356 | gesteigert werden muss. Dabei geht es auch um die verstärkte |
| 357 | Lizenzierung von Datenbanken, E-Books und E-Journals. [FN: |
| 358 | vgl.: Sieben Thesen zur Weiterentwicklung der |
| 359 | Informationsinfrastruktur der Humboldt-Universität zu |
| 360 | Berlin. Von Peter Schirmbacher, Direktor des Computer- und |
| 361 | Medienservice und Professor im Bereich |
| 362 | Informationsmanagement am Institut für Bibliotheks- und |
| 363 | Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, |
| 364 | und Andreas Degkwitz, Direktor der Universitätsbibliothek |
| 365 | der Humboldt-Universität zu Berlin. In: Schirmbacher, Peter: |
| 366 | Lernmanagementsysteme – Bestandteil des integrierten |
| 367 | Informationsmanagements einer Hochschule. In: |
| 368 | Hochschul-Informationssystem GmbH (Hrsg.): Perspektive |
| 369 | Studienqualität. Themen und Forschungsergebnisse der |
| 370 | HIS-Fachtagung „Studienqualität“. Bielefeld: 2010, S. 104ff. |
| 371 | Quellenangabe bitte prüfen!] |
| 372 | |
| 373 | |
| 374 | >>> [siehe TEIL |
| 375 | 3](https://bildung.enquetebeteiligung.de/page/02_Hochschulbi |
| 376 | ldung_TEIL_3) |
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