Papier: 01.02.01 Das Medien- und Internetverhalten von Kindern

Originalversion

1 Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass das Fernsehen bei
2 Kindern immer noch das beliebteste Medium darstellt. [FN:
3 vgl.: z. B. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest:
4 KIM-Studie 2010 (Basisuntersuchung zum Medienumgang von
5 Kindern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren). Online
6 abrufbar unter:
7 http://www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf10/KIM2010.pdf und
8 Feierabend, Sabine/Klingler, Walter: Was Kinder sehen. Eine
9 Analyse der Fernsehnutzung Drei- bis 13-Jähriger 2010. In:
10 Media Perspektiven Nr. 4/2011, S. 170ff.] Dies hat in erster
11 Linie mit der leichten Zugänglichkeit, d.h. den für die
12 Rezeption der Inhalte weitgehend nicht notwendigen Lese- und
13 Schreibkompetenzen zu tun. Auch ist das mediale
14 Kommunikationsbedürfnis nicht so weit ausgeprägt wie bei
15 höheren Altersgruppen. Dennoch gewinnen auch der Computer
16 und das Internet bei den Jüngsten von Jahr zu Jahr weiter an
17 Popularität.
18
19 In den vergangenen Jahren ist eine Generation von „digital
20 natives“ [FN: vgl.: Prensky, Marc: Digital natives, digital
21 immigrants. In: On the Horizon. Nr. 9 vom 5. Oktober 2001,
22 S. 1ff. ] herangewachsen, die im Unterschied zu ihren Eltern
23 und Großeltern das Internet und digitale Endgeräte von
24 Anfang an als Teil ihrer sozialen Umwelt erfährt und deren
25 Möglichkeiten selbstverständlich nutzt. Gleichzeitig legen
26 Untersuchungen nahe, dass bei Kindern und Jugendlichen aus
27 Elternhäusern mit einem geringeren sozio-ökonomischen Status
28 der Fernsehkonsum weiterhin dominiert, während in Familien
29 mit einem höheren sozio-ökonomischen Status digitale Medien
30 stärker genutzt werden. [FN: vgl.: Gleich, Uli:
31 ARD-Forschungsdienst: Nutzung und Funktionen neuer Medien
32 bei Kindern und Jugendlichen. In: Media Perspektiven Nr.
33 10/2007, S. 529.]
34 Eine Studie im Rahmen des European Union’s Safer Internet
35 Programme zeigte im Jahr 2007, dass EU-weit neun Prozent der
36 Kinder unter sechs Jahren das Internet nutzen. [FN: vgl.:
37 European Commission (Hrsg.): Special Eurobarometer 250.
38 Safer Internet. Brüssel : 2006. Online abrufbar unter:
39 http://ec.europa.eu/information_society/activities/sip/docs/
40 eurobarometer/eurobarometer
41 _2005_25_ms.pdf. In: Gleich, Uli/ARD-Forschungsdienst:
42 a.a.O., S. 530.] Für Deutschland erhob die
43 KidsVerbraucheranalyse 2011 (KidsVA) erstmals Daten zur
44 Computernutzung von 1,4 Millionen Vorschulkindern. Die
45 KidsVA stellte fest, dass der Zugang zu neuen Medien immer
46 früher erfolgt. In der Altersgruppe der unter Sechsjährigen,
47 darf jedes vierte Kind gelegentlich an den Rechner der
48 Eltern, ins Internet darf jedes fünfte. [FN: Anmerkung: Mit
49 der Einschulung steigt die Computernutzung deutlich an. So
50 verfügen 81 Prozent der sechs- bis 13-Jährigen über
51 Computererfahrung, 74 Prozent waren oder sind online, 32
52 Prozent davon sogar täglich. Vgl. dazu:
53 Egmont-MediaSolutions: KidsVerbraucherAnalyse 2011.
54 Pressemitteilung vom 9. August 2011. Online abrufbar unter:
55 http://www.egmont-mediasolutions.de/news/pdf/Pressemeldung_K
56 VA 2011.pdf]
57
58 Die Frage nach der Nutzungsqualität jedoch bleibt hier wie
59 auch in allen anderen Untersuchungen zum Thema weitgehend
60 unbeantwortet. Weder die „Internetkompetenz“ noch die so
61 genannte „User-Experience“ wurden bislang eindeutig erhoben.
62 Internetkompetenz meint in diesem Zusammenhang jedoch nicht
63 nur die praktische Handhabung der Hard- und Software. Es
64 geht auch um kognitive, analytische und sozialreflexive
65 Fähigkeiten. [FN: vgl.: Warth, Stefan/Schneider,
66 Silke/Schmeißer, Daniel: User-Experience von Kindern im
67 Internet. In: Media-Perspektiven Nr. 1/2010, S. 19ff.]
68
69 Entwicklungspsychologisch betrachtet zeigt sich, dass sich
70 Kinder das Internet über zunächst Spiel-, dann Lern- und
71 später soziale Austauschprozesse erobern. Für kleine Kinder
72 stellen der Computer und das Internet in erster Linie
73 Unterhaltungsmedien dar. Mit dem Heranwachsen werden diese
74 Medien dann aber auch zur Information und zur sozialen
75 Interaktion mit den Freunden genutzt. Bei kleinen Kindern
76 erfolgt der Medienkompetenzerwerb noch wenig zielgerichtet:
77 auf besuchten Websites wird einfach alles angeklickt und das
78 Surfen im Netz geschieht vornehmlich im Beisein bzw. mit
79 Unterstützung der Eltern. Mit der Entwicklung der Lese- und
80 Schreibfähigkeiten jedoch nimmt auch die selbständige
81 Nutzung des Internets zu. Bei Problemen ist aber nach wie
82 vor die Unterstützung seitens der Eltern, Erzieher oder
83 Pädagogen gefragt. Erst die über 11-Jährigen bewegen sich
84 nahezu eigenständig im Netz. Sie vertiefen ihre erworbenen
85 Grundkompetenzen durch Ausprobieren, bei Fragen oder
86 Problemen werden Freunde und Geschwister zu Rate gezogen.
87 [FN: vgl.: ebd., S. 21 und: Deutscher Bundestag: Zweiter
88 Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Internet und
89 digitale Gesellschaft“ / Medienkompetenz.
90 Bundestagsdrucksache 17/7286. Online abrufbar unter:
91 http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Medien
92 kompetenz/Zwischenbericht_Medienkompetenz_1707286.pdf]
93 Die Computer- und Internetnutzung eröffnet Vorschulkindern
94 eine neue Welt, die sie sich aufgrund ihrer noch fehlenden
95 Kompetenzen nur mit Hilfe erwachsener Begleitung erschließen
96 können. Die Eltern oder Erzieher bestimmen jedoch nicht nur
97 die Häufigkeit und Dauer der Computer- und Internetnutzung,
98 sondern auch die Inhalte. Im Schnitt surfen sechs- bis
99 siebenjährige Kinder auf insgesamt maximal drei, etwas
100 ältere Kinder auf bis zu sieben Internetseiten. Festgestellt
101 wurde auch, dass diese Altersgruppe gern leicht zu
102 verstehende Onlinespiele mit kindgerechtem Charakter nutzt,
103 die aus anderen Zusammenhängen wie beispielsweise dem
104 Fernsehen oder der Werbung bereits bekannt sind.
105
106 Insbesondere farbenfrohe, auffällige Seiten mit niedlichen
107 (animierten) Charakteren sprechen Kinder an. In dieser Phase
108 der Computernutzung erlernen Kinder die grundlegendsten
109 medialen Fähigkeiten, wie den Umgang mit der Maus oder dem
110 Touchscreen. Allerdings durchdringen Kinder im Vorschulalter
111 aufgrund ihrer noch eingeschränkten Fähig- und Fertigkeiten
112 weder die Funktionsmöglichkeiten eines Computers noch die
113 Komplexität des Internets.
114 Dennoch wird das Internet als spielerische Lernhilfe mit
115 bildungsbezogenen Inhalten in zunehmendem Maße von ihnen
116 genutzt. [FN: vgl.: Warth, Stefan/Schneider,
117 Silke/Schmeißer, Daniel: a.a.O., S. 21f. ] An dieser Stelle
118 müssen frühpädagogische Bildungsangebote und -konzepte
119 ansetzen, wenn sie Kindern den Weg in eine digitalisierte
120 Welt weisen sollen.

Der Text verglichen mit der Originalversion

1 Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass das Fernsehen bei
2 Kindern immer noch das beliebteste Medium darstellt. [FN:
3 vgl.: z. B. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest:
4 KIM-Studie 2010 (Basisuntersuchung zum Medienumgang von
5 Kindern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren). Online
6 abrufbar unter:
7 http://www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf10/KIM2010.pdf und
8 Feierabend, Sabine/Klingler, Walter: Was Kinder sehen. Eine
9 Analyse der Fernsehnutzung Drei- bis 13-Jähriger 2010. In:
10 Media Perspektiven Nr. 4/2011, S. 170ff.] Dies hat in erster
11 Linie mit der leichten Zugänglichkeit, d.h. den für die
12 Rezeption der Inhalte weitgehend nicht notwendigen Lese- und
13 Schreibkompetenzen zu tun. Auch ist das mediale
14 Kommunikationsbedürfnis nicht so weit ausgeprägt wie bei
15 höheren Altersgruppen. Dennoch gewinnen auch der Computer
16 und das Internet bei den Jüngsten von Jahr zu Jahr weiter an
17 Popularität.
18
19 In den vergangenen Jahren ist eine Generation von „digital
20 natives“ [FN: vgl.: Prensky, Marc: Digital natives, digital
21 immigrants. In: On the Horizon. Nr. 9 vom 5. Oktober 2001,
22 S. 1ff. ] herangewachsen, die im Unterschied zu ihren Eltern
23 und Großeltern das Internet und digitale Endgeräte von
24 Anfang an als Teil ihrer sozialen Umwelt erfährt und deren
25 Möglichkeiten selbstverständlich nutzt. Gleichzeitig legen
26 Untersuchungen nahe, dass bei Kindern und Jugendlichen aus
27 Elternhäusern mit einem geringeren sozio-ökonomischen Status
28 der Fernsehkonsum weiterhin dominiert, während in Familien
29 mit einem höheren sozio-ökonomischen Status digitale Medien
30 stärker genutzt werden. [FN: vgl.: Gleich, Uli:
31 ARD-Forschungsdienst: Nutzung und Funktionen neuer Medien
32 bei Kindern und Jugendlichen. In: Media Perspektiven Nr.
33 10/2007, S. 529.]
34 Eine Studie im Rahmen des European Union’s Safer Internet
35 Programme zeigte im Jahr 2007, dass EU-weit neun Prozent der
36 Kinder unter sechs Jahren das Internet nutzen. [FN: vgl.:
37 European Commission (Hrsg.): Special Eurobarometer 250.
38 Safer Internet. Brüssel : 2006. Online abrufbar unter:
39 http://ec.europa.eu/information_society/activities/sip/docs/
40 eurobarometer/eurobarometer
41 _2005_25_ms.pdf. In: Gleich, Uli/ARD-Forschungsdienst:
42 a.a.O., S. 530.] Für Deutschland erhob die
43 KidsVerbraucheranalyse 2011 (KidsVA) erstmals Daten zur
44 Computernutzung von 1,4 Millionen Vorschulkindern. Die
45 KidsVA stellte fest, dass der Zugang zu neuen Medien immer
46 früher erfolgt. In der Altersgruppe der unter Sechsjährigen,
47 darf jedes vierte Kind gelegentlich an den Rechner der
48 Eltern, ins Internet darf jedes fünfte. [FN: Anmerkung: Mit
49 der Einschulung steigt die Computernutzung deutlich an. So
50 verfügen 81 Prozent der sechs- bis 13-Jährigen über
51 Computererfahrung, 74 Prozent waren oder sind online, 32
52 Prozent davon sogar täglich. Vgl. dazu:
53 Egmont-MediaSolutions: KidsVerbraucherAnalyse 2011.
54 Pressemitteilung vom 9. August 2011. Online abrufbar unter:
55 http://www.egmont-mediasolutions.de/news/pdf/Pressemeldung_K
56 VA 2011.pdf]
57
58 Die Frage nach der Nutzungsqualität jedoch bleibt hier wie
59 auch in allen anderen Untersuchungen zum Thema weitgehend
60 unbeantwortet. Weder die „Internetkompetenz“ noch die so
61 genannte „User-Experience“ wurden bislang eindeutig erhoben.
62 Internetkompetenz meint in diesem Zusammenhang jedoch nicht
63 nur die praktische Handhabung der Hard- und Software. Es
64 geht auch um kognitive, analytische und sozialreflexive
65 Fähigkeiten. [FN: vgl.: Warth, Stefan/Schneider,
66 Silke/Schmeißer, Daniel: User-Experience von Kindern im
67 Internet. In: Media-Perspektiven Nr. 1/2010, S. 19ff.]
68
69 Entwicklungspsychologisch betrachtet zeigt sich, dass sich
70 Kinder das Internet über zunächst Spiel-, dann Lern- und
71 später soziale Austauschprozesse erobern. Für kleine Kinder
72 stellen der Computer und das Internet in erster Linie
73 Unterhaltungsmedien dar. Mit dem Heranwachsen werden diese
74 Medien dann aber auch zur Information und zur sozialen
75 Interaktion mit den Freunden genutzt. Bei kleinen Kindern
76 erfolgt der Medienkompetenzerwerb noch wenig zielgerichtet:
77 auf besuchten Websites wird einfach alles angeklickt und das
78 Surfen im Netz geschieht vornehmlich im Beisein bzw. mit
79 Unterstützung der Eltern. Mit der Entwicklung der Lese- und
80 Schreibfähigkeiten jedoch nimmt auch die selbständige
81 Nutzung des Internets zu. Bei Problemen ist aber nach wie
82 vor die Unterstützung seitens der Eltern, Erzieher oder
83 Pädagogen gefragt. Erst die über 11-Jährigen bewegen sich
84 nahezu eigenständig im Netz. Sie vertiefen ihre erworbenen
85 Grundkompetenzen durch Ausprobieren, bei Fragen oder
86 Problemen werden Freunde und Geschwister zu Rate gezogen.
87 [FN: vgl.: ebd., S. 21 und: Deutscher Bundestag: Zweiter
88 Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Internet und
89 digitale Gesellschaft“ / Medienkompetenz.
90 Bundestagsdrucksache 17/7286. Online abrufbar unter:
91 http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Medien
92 kompetenz/Zwischenbericht_Medienkompetenz_1707286.pdf]
93 Die Computer- und Internetnutzung eröffnet Vorschulkindern
94 eine neue Welt, die sie sich aufgrund ihrer noch fehlenden
95 Kompetenzen nur mit Hilfe erwachsener Begleitung erschließen
96 können. Die Eltern oder Erzieher bestimmen jedoch nicht nur
97 die Häufigkeit und Dauer der Computer- und Internetnutzung,
98 sondern auch die Inhalte. Im Schnitt surfen sechs- bis
99 siebenjährige Kinder auf insgesamt maximal drei, etwas
100 ältere Kinder auf bis zu sieben Internetseiten. Festgestellt
101 wurde auch, dass diese Altersgruppe gern leicht zu
102 verstehende Onlinespiele mit kindgerechtem Charakter nutzt,
103 die aus anderen Zusammenhängen wie beispielsweise dem
104 Fernsehen oder der Werbung bereits bekannt sind.
105
106 Insbesondere farbenfrohe, auffällige Seiten mit niedlichen
107 (animierten) Charakteren sprechen Kinder an. In dieser Phase
108 der Computernutzung erlernen Kinder die grundlegendsten
109 medialen Fähigkeiten, wie den Umgang mit der Maus oder dem
110 Touchscreen. Allerdings durchdringen Kinder im Vorschulalter
111 aufgrund ihrer noch eingeschränkten Fähig- und Fertigkeiten
112 weder die Funktionsmöglichkeiten eines Computers noch die
113 Komplexität des Internets.
114 Dennoch wird das Internet als spielerische Lernhilfe mit
115 bildungsbezogenen Inhalten in zunehmendem Maße von ihnen
116 genutzt. [FN: vgl.: Warth, Stefan/Schneider,
117 Silke/Schmeißer, Daniel: a.a.O., S. 21f. ] An dieser Stelle
118 müssen frühpädagogische Bildungsangebote und -konzepte
119 ansetzen, wenn sie Kindern den Weg in eine digitalisierte
120 Welt weisen sollen.

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