1 | Kapitel II/2. „Hochschulbildung“ – TEIL 4 |
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3 | (Stand: 6. Februar 2012) |
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7 | **3.2 Software für Lern- und Hochschulmanagementsysteme** |
8 | Dieser Abschnitt befasst sich hauptsächlich mit den |
9 | Plattformen, die E-Learning ermöglichen. Allerdings sind |
10 | diese Themen zunehmend miteinander verbunden. Campus |
11 | Management-Software eröffnet die Möglichkeit, im Sinne eines |
12 | richtig verstandenen Bologna Prozesses, die universitäre |
13 | Ausbildung von starren, generellen Kurs- und |
14 | Lehrplanstrukturen abzulösen und zunehmend an den |
15 | Voraussetzungen, Bedürfnissen und Wünschen der einzelnen |
16 | Studierenden zu orientieren. Dies beginnt schon in der |
17 | Bewerbungsphase, in der Hochschulen künftige Studierende in |
18 | ihre Strukturen aufnehmen. Eine Individualisierung ist dabei |
19 | auch mit Herausforderungen für die Sicherung der Autonomie |
20 | der Studierenden etwa im Hinblick auf ihre |
21 | leistungsbezogenen Daten verbunden, über deren Bewältigung |
22 | gegenwärtig diskutiert wird. Neben den großen Potenzialen |
23 | der Lern- und Hochschulmanagementsysteme für Lehrende und |
24 | Studierende, insbesondere was die Partizipation und |
25 | Kommunikation innerhalb der Lernprozesse angeht, wird die |
26 | Realisierung der Hochschulmanagementsysteme von Teilen der |
27 | Studierenden und Lehrenden aber auch kritisch gesehen. [FN: |
28 | vgl.: |
29 | http://spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,389261,00.html |
30 | und http://www.campus-innovation.de/node/29] |
31 | |
32 | Für die Weitergabe von Daten und für IT-Projekte sind indes |
33 | zwei Dinge entscheidend: zum einen die Datenformate, zum |
34 | anderen die Interoperabilität. [FN: Anmerkung: Die |
35 | Projektgruppe Interoperabilität, Standards, Open Source der |
36 | Enquete-Kommission wird diese Themen inhaltlich aufgreifen.] |
37 | Da sich die Hochschulsoftware an den einzelnen Standorten |
38 | auf einem unterschiedlichen Niveau befindet, der Datenfluss |
39 | aber sichergestellt werden muss, bedarf es hier neuer |
40 | Herangehensweisen. |
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42 | Voraussetzung für das Heben der genannten Potenziale ist |
43 | eine frühzeitige Einbindung von Lehrenden und Studierenden, |
44 | eine vorausschauende Koordination, ein fairer Wettbewerb der |
45 | Anbieter von Software und die Freiheit der Hochschulen, ihr |
46 | jeweiliges IT-Konzept zu realisieren. [FN: Sondervotum DIE |
47 | LINKE.: angekündigt, Formulierung folgt.] |
48 | |
49 | In der Software für Managementsysteme an Hochschulen gibt es |
50 | verschiedene Ansätze, die von integrierten Systemen für |
51 | alle Hochschulprozesse bis zu einzelnen Komponenten, etwa |
52 | für das Campusmanagement, reichen. Der Einsatz ist je nach |
53 | Bedarf und Größe der Hochschule zu entscheiden. Ein |
54 | Hochschulmanagementsystem ist ein System, das alle Abläufe |
55 | an der Hochschule unterstützt, während Lernmanagementsysteme |
56 | (LMS) für die elektronische Lehre eingesetzt wird. |
57 | |
58 | Es existiert eine Fülle von Produkten auf dem Markt, die |
59 | sich in Bezug auf die angebotenen Funktionalitäten in vielem |
60 | ähneln. Dabei kommen sowohl kommerzielle als auch Open |
61 | Source-Produkte zum Einsatz. Einige große Hochschulen, wie |
62 | etwa die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule |
63 | Aachen, haben eigene Systeme entwickelt. |
64 | |
65 | Ein LMS oder LCMS stellt die technische Infrastruktur für |
66 | einen "virtuellen Lernraum" bereit, der parallel zu den |
67 | Präsenzlernräumen einer Hochschule eingesetzt werden kann: |
68 | Es besteht die Möglichkeit, dort Kurse (geschlossene |
69 | virtuelle Räume) einzurichten, in denen Lernmaterialien zur |
70 | Verfügung gestellt werden und in denen Lehrende und |
71 | Studierenden miteinander kommunizieren und gemeinsam |
72 | arbeiten können. Lernmanagementsysteme umfassen die Planung, |
73 | Anmeldung, Bereitstellung von Kursunterlagen und |
74 | Zertifizierung. Die Inhalte (Content) werden häufig in einem |
75 | zentralen Repository vorgehalten, wobei es zum teil komplexe |
76 | urheberrechtliche Regelungen zu beachten gilt (z.B. § 52a |
77 | UrhG). |
78 | Integrierte Hochschulmanagementsysteme umfassen: |
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80 | * Campusmanagementsysteme − sie dienen der Verwaltung und |
81 | Kontrolle aller Prozesse, die mit Studieninteressierten, |
82 | Studierenden, Alumnis, der Studienverwaltung und Lehre zu |
83 | tun haben; |
84 | |
85 | * Forschungsmanagement – für die Administration von |
86 | Forschungsschwerpunkten und Förderern sowie der Durchführung |
87 | von Forschungsprojekten; |
88 | |
89 | * Ressourcenmanagement − Personalmanagement, |
90 | Finanzmanagement, Gebäudemanagement, Ressourcenplanung für |
91 | Lehre und Forschung. |
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93 | |
94 | Auch in Bezug auf die Akzeptanz von E-Learning an |
95 | Hochschulen sind umfassende, integrierte Lösungen wichtig: |
96 | Die Lernmanagementsysteme müssen kompatibel mit dem |
97 | allgemeinen Hochschulmanagement sein. Sobald die Anmeldung |
98 | zu Veranstaltungen und Prüfungen, der Abruf von |
99 | Prüfungsergebnissen etc. erst einer Synchronisation bedarf, |
100 | unterschiedliche Portale oder Zugangskennungen erforderlich |
101 | sind, sinkt die Akzeptanz erheblich. Bedeutend ist in diesem |
102 | Zusammenhang auch die Nutzung von Forschungsergebnissen für |
103 | die Lehre durch deren Integration in digitale |
104 | Infrastrukturen. Solange dort digitale |
105 | Informationsressourcen nicht selbstverständlich genutzt |
106 | werden, ist es schwierig, Lehrende vom E-Learning zu |
107 | überzeugen. |
108 | |
109 | Das Beispiel der Softwarelösungen von CampusSource macht |
110 | deutlich, welche Anforderungen an E-Learning-Infrastrukturen |
111 | bestehen: Die verwendete Software sollte modular aufgebaut |
112 | sein und möglichst Standardschnittstellen verwenden, um die |
113 | Kompatibilität mit bestehenden Infrastrukturen zu |
114 | gewährleisten. Nur so ist eine Integration der Learning |
115 | Management Systeme in die IT-Infrastruktur der Hochschule, |
116 | etwa die Campus Management Systeme, möglich. Anstelle einer |
117 | direkten Schnittstelle empfiehlt sich ein Middlewarekonzept |
118 | (im hier genannten Beispiel CampusSource Engine). |
119 | |
120 | Die in Nordrhein-Westfalen entstandene |
121 | CampusSource-Initative entwickelt aus bestehenden Projekten |
122 | Open Source-Projekte und bietet die entwickelten Tools über |
123 | eine Software-Börse an. |
124 | |
125 | Weitere Anforderungen an E-Learning-Infrastrukturen können |
126 | sich durch standortübergreifende Ansätze auf Grund |
127 | regionaler Kooperationen, wie zum Beispiel der Ruhr-Allianz |
128 | der Universitäten Bochum, Dortmund, Duisburg/Essen ergeben. |
129 | In dem Fall bedarf es einer standortübergreifenden |
130 | Authentifizierung, der Anbindung an externe Nutzerkonten und |
131 | einer performanten Nutzung, auch bei großen Zugriffszahlen. |
132 | Der von CampusSource gewählte Lösungsansatz liegt im Einsatz |
133 | von Middleware und einer losen Kopplung von Systemen. |
134 | |
135 | |
136 | **3.3 Integriertes Informationsmanagement** |
137 | Eine wichtige Kooperation der Serviceeinrichtungen der |
138 | einzelnen Hochschulen, stellt das integrierte |
139 | Informationsmanagement [FN: Anmerkung: Das integrierte |
140 | Informationsmanagement an Hochschulen hat eine |
141 | Effizienzsteigerung, Kostenoptimierung und verbesserte |
142 | Dienstleistungen zum Ziel. Es geht dabei vor allem darum, |
143 | für die Kernprozesse in Forschung, Lehre, Studium und |
144 | Verwaltung eine softwarebasierte, möglichst nahtlose |
145 | Workflow-Unterstützung ohne Medienbrüche zu erhalten. Für |
146 | den organisatorischen Ablauf an Hochschulen hat das zur |
147 | Folge, dass sich Kernaufgaben der Strukturbereiche |
148 | (Bibliothek, Medien- und Rechenzentrum, |
149 | Verwaltungsdatenverarbeitung) immer mehr zu |
150 | interdisziplinären Aufgaben entwickeln. Technisch gesehen |
151 | bedeutet es, dass vorhandene IT-Systeme und -Dienste |
152 | aufeinander abgestimmt und interoperabel sein müssen.] dar. |
153 | Seit etwa zehn Jahren ist dieses ein zentrales Thema in der |
154 | deutschen Hochschulpolitik. Während die Fragestellungen um |
155 | die Herausforderungen des Informationsmanagements und der |
156 | Serviceintegration an Universitäten in den |
157 | anglo-amerikanischen Ländern bereits in den 1980er Jahren |
158 | unter dem Stichwort „convergence“ ihren Anfang genommen |
159 | haben, kann inzwischen auch an deutschen Hochschulen auf |
160 | eine mehrjährige Praxis in der Erprobung verschiedener |
161 | Modelle zurückgeblickt werden [FN: Anmerkung: Als Beispiele |
162 | sind hier einige Universitäten zu nennen, die teilweise im |
163 | Rahmen der DFG-Förderinitiative Leistungszentren für |
164 | Forschungsinformation – Integriertes Informationsmanagement |
165 | erste Maßnahmen zur Serviceintegration ergriffen haben: Das |
166 | IT-Servicezentrum der Universität Augsburg, das |
167 | Informations- und Kommunikationszentrum der |
168 | Humboldt-Universität zu Berlin, das IKM-Management der |
169 | Universität Bielefeld, die Dienste- und Serviceintegration |
170 | im IKMZ der BTU Cottbus, das Zentrum für Informations- und |
171 | Mediendienste der Universität Duisburg-Essen, die |
172 | IuK-Strategie für den Wissensstandort Göttingen, das |
173 | Karlsruher Integrierte Informations-Management KIM.]. Als |
174 | wesentliche Treiber für diese Entwicklungen auf |
175 | hochschulpolitischer Ebene gelten die Deutsche Initiative |
176 | für Netzwerkinformation (DINI) und die Fördermaßnahmen des |
177 | Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft sowie der |
178 | Deutschen Forschungsgemeinschaft. |
179 | |
180 | Im Mittelpunkt stehen dabei Bemühungen um eine Koordination |
181 | der Entwicklungen auf den Gebieten des E-Learning, der |
182 | Portallösungen und des Zugangs zu digitalen |
183 | Informationsressourcen. So fordert DINI in einer von zehn |
184 | Thesen des Gründungspapiers Informationsinfrastruktur im |
185 | Wandel – Herausforderungen für die Hochschulen und ihre |
186 | Informations- und Kommunikationseinrichtungen: „Innerhalb |
187 | der Hochschulen ist ein die Fachbereiche integrierendes |
188 | Informationsmanagement aufzubauen. Hochschulleitungen, |
189 | Fachbereiche und zentrale Einrichtungen sollten einen |
190 | Hochschulentwicklungsplan für Information, Kommunikation und |
191 | Multimedia erarbeiten.“ [FN: zit. nach: Degkwitz, |
192 | Andreas/Schirmbacher, Peter: Informationsinfrastrukturen im |
193 | Wandel. Einführung und Überblick zur aktuellen Entwicklung. |
194 | In: Deutsche Initiative für Netzwerkinformationen e.V. |
195 | (Hrsg.): Informationsstrukturen im Wandel. |
196 | Informationsmanagement an deutschen Universitäten. Bad |
197 | Honnef: o.J., S. 11. Online abrufbar unter: |
198 | http://www.dini.de/fileadmin/docs/DINI_Informationsinfrastru |
199 | kturen.pdf und vgl. auch: |
200 | http://www.dini.de/documents/thesen.pdf] |
201 | |
202 | |
203 | |
204 | |
205 | **II. Perspektiven und zukünftige Entwicklungen** |
206 | |
207 | **1. Themenschwerpunkt: Bibliotheken und Urheberrecht** |
208 | |
209 | Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Informationen ist für |
210 | den wissenschaftlichen Fortschrift und das wissenschaftliche |
211 | Arbeiten von existenzieller Bedeutung. Das Urheberrecht darf |
212 | nicht dazu führen, dass Inhalte bei kommerziellen Verwertern |
213 | monopolisiert werden. Die Wissenschaft benötigt einen |
214 | rechtlichen Handlungsrahmen eigener Kompetenz. |
215 | |
216 | Die 2003 getroffenen Regelungen in § 52a Urhebergesetz |
217 | (UrhG) „Öffentliche Zugänglichkeitsmachung für Unterricht |
218 | und Forschung“ ermöglichen die digitale Zugänglichmachung |
219 | kurzer Werkteile im Rahmen von Forschung und Bildung. Da die |
220 | Verlage und Urheber durch diese Regelung weitergehende |
221 | Einnahmeausfälle befürchteten, wurde sie befristet. Diese |
222 | Befristung wurde mehrfach verlängert, da die Evaluierung die |
223 | Fortschritte für Bibliotheken, Schulen, Hochschulen und |
224 | Wissenschaftseinrichtungen aufzeigte. Zugleich wurde |
225 | deutlich, dass sich die Vertragsverhandlungen zwischen den |
226 | Trägern der Bildungseinrichtungen und den Rechteinhabern |
227 | über die zu gewährende Vergütung schwierig gestalteten. 2010 |
228 | wurde der entsprechende Vertrag unterzeichnet. [An dieser |
229 | Stelle folgt noch ein Text zum § 52a bzw. §53 UrhG.] |
230 | |
231 | Der wissenschaftliche Arbeitsalltag, der mittlerweile |
232 | weitgehend von der Digitalisierung bestimmt wird, wurde |
233 | durch die bisherigen Novellen des Urheberrechtsgesetzes in |
234 | seinen rechtlichen Rahmenbedingungen erheblich |
235 | verkompliziert. Auch tragen gerade diejenigen Vorschriften, |
236 | die sich mit digital vorliegenden Inhalten befassen, zu |
237 | wenig den Erfordernissen einer schnellen und ungehinderten |
238 | Wissenschaftskommunikation Rechnung. Dies kann |
239 | innovationshemmend für den Wissenschaftsstandort Deutschland |
240 | und damit auch für die Volkswirtschaft nachteilig sein. Ziel |
241 | der Bemühungen könnten verlässliche, transparente, leicht |
242 | handhabbare und faire rechtliche Rahmenbedingungen für die |
243 | wissenschaftliche Arbeit mit publizierter Information sein. |
244 | Wissenschaftliches Publizieren und die Arbeit mit |
245 | wissenschaftlichen Publikationen gehören zum Kernbereich |
246 | wissenschaftlicher Forschung und Lehre und genießen damit |
247 | den Schutz von Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GG. |
248 | |
249 | |
250 | **2. Themenschwerpunkt: Offene Hochschule** |
251 | |
252 | Durch den Einsatz von Computermanagementsystemen zur |
253 | Organisation und |
254 | E-Learning-Methoden zur Gestaltung von Lernarrangements |
255 | haben digitale Medien in der Studienorganisation einen |
256 | festen Platz eingenommen. Die Analyse dieser zeigt, dass |
257 | damit vielfältige Potenziale für die Entwicklung Offener |
258 | Hochschulen verbunden sind. |
259 | |
260 | **2.1. Open University-Modelle** |
261 | Das Open University-Modell, das auf den grundlegenden |
262 | Ansätzen und Erfahrungen der 1969 gegründeten Open |
263 | University (OU) in Großbritannien aufbaut, erfreut sich |
264 | zunehmender Beliebtheit – auch außerhalb des Vereinigten |
265 | Königreichs. Das Konzept sieht vor, über Fernstudiengänge |
266 | Kurse, Zertifikate, Diploma und Universitätsabschlüsse wie |
267 | Bachelor of Arts, Master of Arts oder Master of Business |
268 | Administration anzubieten und diese auch Personen ohne |
269 | formalen Bildungsabschluss zugänglich zu machen. Dabei kommt |
270 | den IKT-Medien eine zunehmend gewichtige Rolle zu. |
271 | |
272 | Durch das Abrücken vom Prinzip einer auf Anwesenheit und |
273 | getakteter Präsenzzeiten aufbauenden Wissensvermittlung |
274 | eignen sich Open University-Modelle in idealer Weise, den |
275 | Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte ohne schulische |
276 | Hochschulzugangsberechtigung, Personen mit |
277 | Familienpflichten, Berufsrückkehrer und auch |
278 | Studienabbrecher zu eröffnen und die Durchlässigkeit des |
279 | Bildungssystems zu stärken. |
280 | Der Ende 2011 beginnende „Wettbewerb Offene Hochschule“ soll |
281 | dieses Modell auch vermehrt an Hochschulen in Deutschland |
282 | verankern. Ziele sind die Aktivierung und dauerhafte |
283 | Sicherung des Fachkräfteangebots, die Verbesserung der |
284 | Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer |
285 | Bildung, eine Entwicklung passgenauer Studienangebote für |
286 | nicht-traditionelle Zielgruppen sowie für |
287 | Bachelor-Absolventen, die Etablierung dauerhafter |
288 | Partnerschaften zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und |
289 | Verwaltung, die Integration neuester Forschungsergebnisse in |
290 | die Praxis und die Stärkung internationaler |
291 | Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen durch nachhaltige |
292 | Profilbildung im lebenslangen wissenschaftlichen Lernen. |
293 | Durch den Wettbewerb werden nachfrageorientierte und |
294 | bedarfsgerechte hochschulische Weiterbildungsangebote im |
295 | Bereich des lebenslangen wissenschaftlichen Lernens |
296 | geschaffen und bestehende, vorbildliche Angebote ausgebaut. |
297 | Dazu zählen insbesondere berufsbegleitende Studiengänge |
298 | sowie entsprechende Studienmodule, duale und |
299 | zielgruppenspezifische Studiengänge mit vertieften |
300 | Praxisphasen und Zertifikatsangebote. Digitale Lernformen |
301 | bieten besonders gute Möglichkeiten, neue Zielgruppen, wie |
302 | Berufstätige, für ein Hochschulstudium zu gewinnen, zum |
303 | Beispiel als eine Form der tertiären Weiterbildung. |
304 | |
305 | Die Einführung des Wettbewerbs „Offene Hochschule“ flankiert |
306 | bereits im Aufbau begriffene Organisationsmodelle und |
307 | Kommunikationsformen im Hochschulsystem. Beispielhaft kann |
308 | die Virtuelle Hochschule Bayern genannt werden, die sich als |
309 | „Verbundinstitut aller bayerischen Universitäten und |
310 | Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ präsentiert. In |
311 | ihrer Selbstdarstellung wird als Ziel genannt, Lehr- und |
312 | Lernangebote durch ein IKT-Instrumentarium zeit- und |
313 | ortsunabhängig zu gestalten. Dabei werden die Ressourcen der |
314 | bayerischen Hochschulen effektiv gebündelt und im Rahmen |
315 | gesonderter Kursangebote den Studierenden dieser Hochschulen |
316 | zur Verfügung gestellt. Das System unterscheidet sich |
317 | insoweit von den klassischen Modellen einer Fernuniversität, |
318 | als dass über die synergetische Nutzung von freien |
319 | Kapazitäten ein gemeinschaftliches Angebot der |
320 | Studierenden-gemeinschaft unterbreitet wird, komplette |
321 | Fernstudiengänge jedoch nicht abrufbar sind. |
322 | |
323 | Die aufgezeigten Entwicklungen können als erster Impuls |
324 | begriffen werden, der einer viel weitreichenderen |
325 | Entwicklung im Hochschulsektor vorangestellt ist. [FN: Der |
326 | Trend zu rein über das Internet gehaltenen |
327 | Lehrveranstaltungen zeichnet sich international bereits seit |
328 | längerem ab: Beispiele sind die Khan-Academy |
329 | (http://www.khanacademy.org/), die Plattform Academic-Earth |
330 | (http://academicearth.org/) sowie Ende 2011 das Fallbespiel |
331 | des amerikanischen Stanford Professors Andrew Ng, der mit |
332 | einem Online Kurs über 100.000 Zuhörer erreichte. Das |
333 | konsequente Weiterdenken seiner Initiative hat zur Gründung |
334 | einer weiteren "Online-Universität" geführt |
335 | (http://www.udacity.com/). Die Bereitstellung ausgewählter |
336 | Vorträge der TED-Konferenz (www.TED.com) seit 2006 ist als |
337 | eine frühere Stufe dieser Entwicklung zu sehen. Sie wurden |
338 | bis heute über 500 Mio. Mal abgerufen.] Der zunehmende |
339 | Einsatz und die sich bietenden Möglichkeiten von |
340 | IT-Technologien in Lehr- und Lernangeboten schaffen eine |
341 | zeitliche und räumliche Flexibilität, die Lehre und das |
342 | Lernen zunehmend zeit- und ortsunabhängig gestalten zu |
343 | können, wodurch sich auch zusätzliche Effizienzgewinne |
344 | ergeben. [FN: Anmerkung: Ein Referenzrahmen zur |
345 | Qualitätssicherung und -entwicklung von E-Learning-Angeboten |
346 | wurde im Rahmen einer Studie des BMBF-Projekts KoOP |
347 | entwickelt. Vgl.: Schulmeister, Rolf/Mayrberger, |
348 | Kerstin/Breiter, Andreas/Fischer, Arne/Hofmann, Jörg/Vogel, |
349 | Martin: Didaktik und IT-Service-Management für Hochschulen. |
350 | Referenzrahmen zur Qualitätssicherung und -entwicklung von |
351 | eLearning-Angeboten. Bremen/Hamburg: 2008. Online abrufbar |
352 | unter: |
353 | http://www.mmkh.de/upload/dokumente/Referenzrahmen_Qualitaet |
354 | ssicherung_elearning_April09.pdf. Die Effekte des Einsatzes |
355 | von digitalen Lehr- und Lernmedien auf die |
356 | Ausbildungskapazität untersucht eine 2008 erschienene |
357 | HIS-Studie. Vgl.: Kleimann, Bernd: Kapazitätseffekte von |
358 | E-Learning an deutschen Hochschulen. HIS Forum Hochschule |
359 | 6/2008, Online abrufbar unter: |
360 | http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-200806.pdf. Mit den |
361 | Marktpotenzialen und Förderstrategien anderer Nationen im |
362 | Bereich E-Learning setzt sich das Hintergrundpapier |
363 | eLearning in Forschung, Lehre und Weiterbildung im Ausland |
364 | des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen |
365 | Bundestag auseinander. Vgl.: Revermann, Christoph: eLearning |
366 | in Forschung, Lehre und Weiterbildung im Ausland. |
367 | Sachstandsbericht zum Monitoring eLearning. Büro für |
368 | Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag. |
369 | Hintergrundpapier Nr. 14. Berlin: 2006. Online abrufbar |
370 | unter: |
371 | http://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/berich |
372 | te/TAB-Hintergrundpapier-hp014.pdf. ] |
373 | |
374 | Insbesondere IT-Unternehmen schreiben Live-Online-Seminaren |
375 | und Web-based Trainings große Bedeutung zu. Dies gilt sowohl |
376 | für die Schulung von Mitarbeitern und Kunden bei der |
377 | Einführung neuer Produkte oder Services als auch für die |
378 | Information von (Neu-)Kunden im Vorfeld von Präsenzterminen. |
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02 Hochschulbildung (TEIL 4) (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt