1 | Mit der Darlegung unterschiedlicher Zielsetzungen einer |
2 | schulischen Medienbildung wird deutlich, dass sich die Frage |
3 | der Medienbildung nicht auf Ausstattungsoffensiven |
4 | reduzieren lässt. Nichtsdestotrotz muss die Ausstattung an |
5 | den Schulen und die Sicherstellung eines entsprechenden |
6 | Supports als notwendige Bedingung betrachtet werden. Die |
7 | Finanzierung des Ausbaus und der Aktualisierung der |
8 | IuK-Ausstattung muss deshalb gesichert werden. Statt der |
9 | Einrichtung von Computerräumen wird dabei heute zunehmend |
10 | die Nutzung digitaler Medien in den Klassenräumen bevorzugt. |
11 | Neben dem Einsatz von Präsentationsmöglichkeiten, wird dabei |
12 | vor allem der Einsatz mobiler Geräte favorisiert. Damit |
13 | können auch für kurze Unterrichtseinheiten bei Bedarf |
14 | flexibel unterschiedliche Sozialformen und Methoden des |
15 | Unterrichts unterstützt werden. Eine flächendeckende |
16 | Unterstützung der Schulen durch ein breites |
17 | IT-Service-Management ist nach wie vor selten anzutreffen. |
18 | Zumeist hängen der schulinterne Support und die |
19 | Administration des Schulnetzwerks am Engagement einzelner |
20 | Lehrpersonen, die diese Tätigkeit neben den übrigen |
21 | Dienstaufgaben übernommen haben. |
22 | |
23 | Die Enquete-Kommission empfiehlt, alle Schülerinnen und |
24 | Schüler der Sekundarstufen I und II mit mobilen Computern |
25 | auszustatten und dies mit entsprechenden pädagogischen |
26 | Konzepten und Qualifizierungsmaßnahmen zu begleiten. [FN: |
27 | vgl.: Zwischenbericht Medienkompetenz, S. 34. Es liegen |
28 | bereits einige Studien zur Ausstattung von Schülerinnen und |
29 | Schülern mit mobilen Endgeräten vor, die wissenschaftlich |
30 | begleitet wurden ( z.B. Hamburger Netbook-Projekt, BSB |
31 | 2010).] |
32 | |
33 | Recherchiert man zur Verankerung von Medienbildung bzw. zur |
34 | Förderung von Medienkompetenz in den Bildungs- und |
35 | Lehrplänen der einzelnen Bundesländer, stellen sich |
36 | unterschiedliche Ausdifferenzierungen hinsichtlich der |
37 | Inhalte aber auch mit Blick auf die Integration dar. |
38 | Bundesweit dominiert ein fächerintegrativer Ansatz, mit dem |
39 | diese Bildungsaufgabe innerhalb des herkömmlichen |
40 | Fächerkanons umgesetzt werden soll. Die Verbindlichkeit der |
41 | schulischen Medienbildung ist insgesamt aber wenig |
42 | gesichert. Die Berücksichtigung von Medienbildung ist in den |
43 | Curricula der Fächer zu wenig verbindlich verankert (Kammerl |
44 | / Ostermann 2010) [FN: Die Ergebnisse der Expertise |
45 | „Medienbildung – (k)ein Unterrichtsfach?“ ist abrufbar unter |
46 | www.ma-hsh.de/cms/.../ma_hsh_studie_medienbildung_web.pdf. |
47 | Aus Seite 65 findet sich eine Übersicht zu den Bundesländern |
48 | (Stand 2009). Eine kommentierte Sammlung zu der Situation in |
49 | den Bundesländern bietet auch die Initiative „Keine Bildung |
50 | ohne Medien“ unter |
51 | http://keine-bildung-ohne-medien.de/karte/. Für den |
52 | vorliegenden Bericht wurden die Ansprechpartner in den |
53 | verschiedenen Bundesländern nach Neuerungen (seit 2009) |
54 | befragt. Eine Übersicht befindet sich im Anhang.]. |
55 | |
56 | Die Medienbildung bzw. die Förderung von Medienkompetenz ist |
57 | in den Bildungs- und Lehrplänen der Bundesländer inhaltlich |
58 | unterschiedlich ausgestaltet. Dabei dominiert der |
59 | fächerintegrative und fächerverbindende Ansatz, mit dem |
60 | diese Bildungsaufgabe innerhalb des herkömmlichen |
61 | Fächerkanons umgesetzt werden soll. Während teilweise Bezüge |
62 | zu anderen Lernbereichen oder zu außerschulischen Bereichen |
63 | hergestellt sowie Aufgabenbereiche für einzelne Schulformen |
64 | definiert werden, wird damit allerdings noch keine Aussage |
65 | über die Verbindlichkeit und tatsächliche Umsetzung im |
66 | Schulalltag gemacht. [FN: Vgl. Kammerl/Ostermann: |
67 | „Medienbildung – (k)ein Unterrichtsfach?“, Januar 2010, S. |
68 | 26f. online abrufbar unter |
69 | http://www.ma-hsh.de/cms/upload/downloads/Medienkompetenz/ma |
70 | _hsh_studie_medienbildung_web.pdf. Aus Seite 65 findet sich |
71 | eine Übersicht zu den Bundesländern (Stand 2009). Eine |
72 | kommentierte Sammlung zu der Situation in den Bundesländern |
73 | bietet auch die Initiative „Keine Bildung ohne Medien“ unter |
74 | http://keine-bildung-ohne-medien.de/karte/. Für den |
75 | vorliegenden Bericht wurden die Ansprechpartner in den |
76 | verschiedenen Bundesländern nach Neuerungen (seit 2009) |
77 | befragt. Eine Übersicht befindet sich im Anhang.] |
78 | |
79 | Über Wege zu einer verstärkten curricularen Integration gibt |
80 | es kontroverse Ansätze und Positionen. In einigen |
81 | Bundesländern wurde in der Vergangenheit darauf gesetzt, |
82 | dass die allgemeinbildenden Schulen selbst |
83 | Medienentwicklungspläne erarbeiten, in denen die |
84 | medienpädagogischen Zielsetzungen und Maßnahmen der |
85 | jeweiligen Schule im Rahmen des schulischen Curriculums |
86 | beschrieben werden und darauf aufbauend konkrete |
87 | Ausstattungspläne festgehalten werden. Zum Teil werden |
88 | lokale und regionale Bündnisse für eine |
89 | gemeinwesenorientierte Medienarbeit vorangetrieben, für die |
90 | sich die Schulen öffnen. |
91 | |
92 | Kontrovers diskutiert wird die Idee, eine verpflichtende |
93 | curriculare Integration durch ein eigenständiges Fach oder |
94 | einen fest verankerten Lernbereich sicher zu stellen. Der |
95 | Argumentation, dass Computer und Internet heute in allen |
96 | Fächern genutzt werden und deshalb kein eigenes Fach |
97 | erforderlich sei, wird zum einen mit der bislang |
98 | misslungenen Integration und zum anderen mit dem Hinweis auf |
99 | die zentrale Bedeutung der Medienbildung entgegengetreten |
100 | [FN: In Hamburg wurde diese Frage im Zusammenhang mit dem |
101 | „Memorandum für eine verpflichten informatische Bildung und |
102 | Medienbildung“ diskutiert. |
103 | http://www.erzwiss.uni-hamburg.de/personal/breier/memorandum |
104 | .pdf]. |
105 | |
106 | Klassischen Kulturtechniken wie Schreiben, Lesen und Rechnen |
107 | werden ebenfalls im täglichen Leben und in allen |
108 | Unterrichtsfächern genutzt, aber in den Kernfächern Deutsch |
109 | bzw. Mathematik systematisch unterrichtet. Darüber hinaus |
110 | ist zunächst festzuhalten, dass die Befürworter die Ansicht |
111 | vertreten, dass ein solches Fach zwar sicherstellen würde, |
112 | dass die Thematisierung im Unterricht stattfinden würde, |
113 | dass aber ein solches Fach durch integrative Elemente von |
114 | Medienbildung ergänzt werden müsse, die innerhalb anderer |
115 | Fächer über die Klassenstufen hinweg im Curriculum und in |
116 | Prüfungen ihren Platz haben. |
117 | Die Vertreter des fachintegrativen Ansatzes führen an, dass |
118 | durch die Einführungen eines Faches genau der gegenteilige |
119 | Effekt erreicht werden würde. Andere Fachlehrer sehen sich |
120 | nicht mehr als zuständig für diesen Bereich. Auch ist zu |
121 | fragen, wie im Rahmen der Lehrplangestaltung für ein |
122 | verbindliches Schulfach auf den steten und schnellen Wandel |
123 | medialer Nutzungsgewohnheiten flexibel reagiert werden kann. |
124 | Ein weiterer Punkt in der Debatte um ein eigenes Fach |
125 | betrifft die allgemeine, veränderte Ausrichtung in der |
126 | Bildungspolitik. Statt der Orientierung am Fächerkanon rückt |
127 | seit Pisa in den Schulen allgemein die Förderung von |
128 | Kompetenzbereichen in den Vordergrund. Statt eines |
129 | entsprechenden Faches als Input der Lehrer sollte |
130 | outcome-orientiert ein bestimmtes Maß an Kompetenz bei den |
131 | Schülern sichergestellt werden. |
132 | Die Enquete-Kommission hat sich in ihrem Zwischenbericht zur |
133 | Medienkompetenz für ein fächerübergreifendes |
134 | Querschnittsmodell ausgesprochen. [FN: vgl.: Zwischenbericht |
135 | zu Medienkompetenz der Enquete, S. 4 und 21. Vergleichbar |
136 | wird dies von der Initiative „keine Bildung ohne Medien“ |
137 | empfohlen. Vgl. |
138 | http://www.keine-bildung-ohne-medien.de/kongress-dokumentati |
139 | on/keine-bildung-ohne-medien_bildungspolitische-forderungen. |
140 | pdf, S. 6f.] |
141 | |
142 | Von Seiten der medienpädagogischen Forschung liegen erste |
143 | Modelle vor, mit denen Verfahren zur Überprüfung von |
144 | Kompetenzniveaus entwickelt werden können (vgl. z.B. Moser |
145 | 2006; Tulodziecki 2007; Tulodziecki/ Herzig/ Grafe 2010). |
146 | Die Länderkonferenz MedienBildung, ein Zusammenschluss |
147 | pädagogischer Landesinstitute der Bundesländer im Bereich |
148 | Medienbildung, hat ebenfalls Dimensionen eines |
149 | kompetenzorientierten Konzepts für die schulische |
150 | Medienbildung vorgelegt (vgl. LKM 2008). Auf Bundesebene |
151 | verweist die Expertenkommission des BMBF auf verschieden |
152 | Kompetenzbereiche, die in der digitalen Gesellschaft |
153 | Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung, für die |
154 | gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von |
155 | Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit sind und die durch eine |
156 | systematische Medienbildung gefördert werden können (BMBF |
157 | 2010). |
158 | |
159 | Bereits mit dem Bericht zur Medienkompetenz hat die |
160 | Enquete-Kommission festgestellt, dass es erheblichen Bedarf |
161 | an weiterer Forschungsarbeit zur Medienbildung gibt und |
162 | empfohlen, neben bereits abgeschlossenen und bestehenden |
163 | Projekten weitere zu fördern. [FN: Vgl. Bericht der |
164 | Enquete-Kommission zur Medienkompetenz, S. 36. Anmerkung: |
165 | Sie steht damit im Einklang zu Empfehlungen der |
166 | EU-Kommission von 2009.] |
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01.03.03 Verankerung digitaler Medien als Unterrichtsmittel und Gegenstand schulischer Medienbildung (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt