01.03.02 Leitbilder und Ansätze zur Verankerung schulischer Medienbildung

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    von EnqueteSekretariat, angelegt
    1 Während im Bereich der schulischen Bildung lange Zeit
    2 bewahrpädagogische [FN: Vgl.:
    3 http://www.teachsam.de/medien/medienpaed/medienpaed_erz_3_1_
    4 1_1.htm] Haltungen dominierten, werden zunehmend – dann,
    5 wenn digitale Medien integriert werden - auch
    6 bildungstechnologische und handlungsorientierte Zugänge
    7 berücksichtigt. Während bei der handlungsorientierten
    8 Medienpädagogik ausgehend von den Medienwelten der
    9 Heranwachsenden Aufgaben für Medienbildung und
    10 Medienkompetenzförderung bestimmt werden, werden bei den
    11 bildungstechnologischen Zugängen Medien vorrangig in ihrer
    12 Vermittlerfunktion verstanden und als mediendidaktische
    13 Hilfsmittel für Lehr-/Lernprozesse bzw. Bildungsprozesse
    14 genutzt. Hierunter sind in erster Linie die Fragen zu
    15 subsumieren, die untersuchen, wie (digitale) Medien in Lehr-
    16 und Lernprozessen eingesetzt werden können, um die
    17 Zielsetzungen der Unterrichtseinheit zu unterstützen.
    18 Schulische Medienbildung im engeren Sinne beinhaltet die
    19 Summe all jener Bemühungen mit denen versucht wird,
    20 Heran-wachsenden einen bestimmten Umgang mit Medien nahe zu
    21 bringen [FN: Ein zeitgemäß interpretierter Erziehungs- und
    22 Bildungsauftrag muss beides leisten, d. h. aktuelle
    23 Entwicklungen im Medienbereich sowohl inhaltlich-fachlich
    24 als auch didaktisch-methodisch aufgreifen und die
    25 Schülerinnen und Schüler zu einem verantwortungsbewussten
    26 und sachgerechten Umgang mit Informations- und
    27 Kommunikationstechnologie - und darüber hinaus mit Medien
    28 allgemein - befähigen. Neue Medien sind im Rahmen des
    29 Erziehungs- und Bildungsauftrags als Gegenstand und
    30 Hilfsmittel für den Unterricht zu berücksichtigen - so
    31 bereits der Bericht des Schulausschusses der KMK vom 11.
    32 Dezember 1998 "Zur Rolle der Medienpädagogik insbesondere
    33 der Neuen Medien und der Telekommunikation in der
    34 Lehrerbildung" (KMK 1998, S. 2).
    35
    36 Im deutschsprachigen Raum existieren zu beiden Bereichen
    37 spezifische Publikationsorgane und Fachgesellschaften. Mit
    38 vorrangig mediendidaktischen Fragestellungen beschäftigt
    39 sich z. B. die Zeitschrift für eLearning oder die
    40 Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW).
    41 Medienpädagogische Fragestellungen im engeren Sinne finden
    42 sich vorranging in der Zeitschrift medien + erziehung und
    43 bei der Gesellschaft für Medienpädagogik und
    44 Kommunikationskultur (GMK). ]. Allgemeine Zielsetzungen sind
    45 die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung, die
    46 gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von
    47 Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit in der digital vernetzten
    48 Gesellschaft . Die Projektgruppe Medienkompetenz der
    49 Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ hat
    50 dafür den Begriff der digitalen Selbständigkeit geprägt.
    51 [FN: Vgl. Bericht Medienkompetenz, S. 13] Dabei zeigen sich
    52 in der aktuellen Debatte zur Stärkung der Medienbildung in
    53 Schulen und in der konkreten Umsetzung unterschiedliche
    54 Stoßrichtungen und Operationalisierungen, die zu beachten
    55 sind:
    56
    57 Medienbildung leistet zunächst einen Beitrag zur
    58 Persönlichkeitsentfaltung. Die Entwicklung der
    59 Persönlichkeit in ihrer Relation zur sozialen Welt, zu Natur
    60 und Technik und zu sich selbst beinhalten Aspekte der
    61 Medienbildung. Insbesondere für Jugendliche bieten Medien
    62 einen Raum zum Kennenlernen und Ausprobieren von
    63 unterschiedlichen Lebens- und Selbst-Entwürfen. Eigene
    64 Positionen können artikuliert und zur Diskussion gestellt
    65 werden. Unter einem gegebenen Medienschutz und Datenschutz
    66 können diese produktiv für die eigene Identitätsentwicklung
    67 genutzt werden. Die Kirchen rücken zudem den medienethischen
    68 Aspekte der Internetnutzung und deren Bedeutung für die
    69 Medienbildung in den Mittelpunkt ihrer (bildungspolitischen)
    70 Forderungen. Medienbildung bzw. Medienerziehung werden als
    71 normenorientierte Einwirkung auf die (heranwachsenden)
    72 Internetnutzer konzipiert, damit diese ihr kommunikatives
    73 Handeln und dessen Folgen für sich und den Mitmenschen
    74 reflektieren. [FN: Ein medienethisches Impulspapier, das
    75 Authentizität der Netzkommunikation in den Mittelpunkt der
    76 Überlegungen stellt, hat die Deutsche Bischofskonferenz 2011
    77 unter dem Titel „Virtualität und Inszenierung“ vorgelegt.
    78 Die digitalen Kommunikationsmedien werden in erster Linie
    79 als Aufgabe von Bildungsarbeit betrachtet. Neben
    80 Sachkompetenz, medienkritischer Kompetenz, Handlungs- und
    81 Gestaltungskompetenz müsse (medien)ethische Kompetenz
    82 gefördert werden. Schulische Medienbildung wird für diese
    83 Aufgabe zentral als Adressat benannt: „Bisher ist
    84 Medienerziehung weder hinreichend in die Curricula unserer
    85 Mediengesellschaft integriert, noch wird sie ideell,
    86 personell und finanziell entsprechend gefördert“ (Deutsche
    87 Bischofskonferenz 2011, S. 62) „Es ist notwendig, die
    88 entsprechenden Lehrpläne aktuell anzupassen und die
    89 verschiedenen Bildungseinrichtungen mit qualifiziertem
    90 Lehrpersonal und modernem technischen Equipment
    91 auszustatten.“ (Deutsche Bischofskonferenz 2011, S. 79 und
    92 weiter S. 86ff).]
    93
    94 Auch um Partizipation und Teilhabe an der digitalen
    95 Gesellschaft zu ermöglichen, soll Medienbildung
    96 entsprechende Hilfestellungen anbieten. Im
    97 medienpädagogischen Diskurs wird Medienkompetenz in
    98 Verbindung mit kommunikativer Kompetenz als das Vermögen
    99 angesehen, medien- und gesellschaftskritisch
    100 interessengeleitete Diskurse zu hinterfragen und
    101 handlungsorientiert mediengestützt eigene Standunkte zu
    102 kommunizieren. Die Beteiligung der Bürger bei der
    103 netzgestützten Meinungsbildung und bei
    104 Entscheidungsprozessen ist Zielsetzung moderner Netzpolitik
    105 - Medienbildung zunehmend Bestandteil einer demokratischen
    106 Bildung. [FN: Vgl. auch Unesco, Mapping Media Education
    107 Policies in the World (2009): „Media education is a core
    108 component of comprehensive citizen education, starting from
    109 very young ages, to help democratize society and educational
    110 opportunities”]
    111 Als Aufgabe von Medienbildung werden zudem auch die
    112 Vermittlung von Kompetenzen und Wissen im Bereich
    113 Urheberrecht, Jugendmedienschutz und Datenschutz erachtet.
    114 [FN: Vgl. Entschließung der 82. Konferenz der
    115 Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder am 28./29.
    116 September 2011,
    117 http://www.datenschutz.rlp.de/de/ds.php?submenu=grem&typ=dsb
    118 &ber=082_bildung] Im Rahmen einer umfassenden
    119 Verbraucherbildung sollen Schülerinnen und Schülern zudem
    120 die notwendigen Handlungskompetenzen zur Bewältigung des
    121 Alltags vermittelt werden. [FN: Vgl. die vom
    122 Bundesverbraucherministerium geförderte Online-Datenbank mit
    123 Unterrichtsmaterialen (Materialkompass) durch die
    124 Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.
    125 (http://www.verbraucherbildung.de/materialkompass.html).]
    126
    127 Medienkompetenz und -bildung kann im Weiteren auch als
    128 Schlüsselqualifikation für Studium und Arbeitsmarkt
    129 betrachtet und entsprechend gefördert werden.. Die Fähigkeit
    130 sich in den unüberschaubaren Informationsmengen
    131 zurechtzufinden und diese zielgerichtet nutzen zu können,
    132 ist als Basiskompetenz sowohl für ein Studium als auch die
    133 berufliche Ausbildung notwendig. Den eigenen
    134 Informationsbedarf zu erkennen, relevante Information finden
    135 zu können, Informationen und Informationsmittel zu bewerten
    136 und die Information verarbeiten und präsentierten zu können
    137 sind elementare Kompetenzen für Studium und Ausbildung und
    138 ein wichtiger Baustein für die Beschäftigungsfähigkeit.
    139 (Gapski / Tekster 2009). Mit Blick auf den wachsenden Anteil
    140 der Kinder, die ohne oder fast ohne Bücher im Haushalt
    141 aufwachsen, wird die Anleitung zu einer Verbindung der
    142 Nutzung digitaler Medien und Printmedien – z. B. in Teaching
    143 Libraries – notwendig.
    144
    145 Darüber hinaus ist Medienbildung auch ein bedeutender
    146 Faktor, um die Innovationskraft zu stärken, z. B. durch die
    147 Verbesserung der Arbeitsprozesse und der Arbeitsorganisation
    148 aber auch durch mediengestützte, arbeitsplatzorientierte
    149 Aus- und Weiterbildung. Durch den aktuellen rasanten
    150 Innovationsschub, der derzeit im Bereich der mobilen
    151 Endgeräte vorangetragen wird, gehen weitere Innovationen im
    152 Bereich der (mobilen) Anwendungen und Nutzungsformen einher.
    153 [FN: Vgl. Kapitel II. 3. Aus- und Weiterbildung ]
    154
    155 In dem Sinne, in dem sich der Zweck von schulischer Bildung
    156 nicht in der Aneignung kanonisierbarer Inhalte und
    157 Fertigkeiten erschöpft, sondern in einer – sich allerdings
    158 nicht zuletzt über Kenntnis- und Erkenntniserwerb
    159 vollziehenden – praktischen Persönlichkeitsformung, füllt
    160 Schule ihren erzieherischen Beitrag aus.