1 | Während im Bereich der schulischen Bildung lange Zeit |
2 | bewahrpädagogische [FN: Vgl.: |
3 | http://www.teachsam.de/medien/medienpaed/medienpaed_erz_3_1_ |
4 | 1_1.htm] Haltungen dominierten, werden zunehmend – dann, |
5 | wenn digitale Medien integriert werden - auch |
6 | bildungstechnologische und handlungsorientierte Zugänge |
7 | berücksichtigt. Während bei der handlungsorientierten |
8 | Medienpädagogik ausgehend von den Medienwelten der |
9 | Heranwachsenden Aufgaben für Medienbildung und |
10 | Medienkompetenzförderung bestimmt werden, werden bei den |
11 | bildungstechnologischen Zugängen Medien vorrangig in ihrer |
12 | Vermittlerfunktion verstanden und als mediendidaktische |
13 | Hilfsmittel für Lehr-/Lernprozesse bzw. Bildungsprozesse |
14 | genutzt. Hierunter sind in erster Linie die Fragen zu |
15 | subsumieren, die untersuchen, wie (digitale) Medien in Lehr- |
16 | und Lernprozessen eingesetzt werden können, um die |
17 | Zielsetzungen der Unterrichtseinheit zu unterstützen. |
18 | Schulische Medienbildung im engeren Sinne beinhaltet die |
19 | Summe all jener Bemühungen mit denen versucht wird, |
20 | Heran-wachsenden einen bestimmten Umgang mit Medien nahe zu |
21 | bringen [FN: Ein zeitgemäß interpretierter Erziehungs- und |
22 | Bildungsauftrag muss beides leisten, d. h. aktuelle |
23 | Entwicklungen im Medienbereich sowohl inhaltlich-fachlich |
24 | als auch didaktisch-methodisch aufgreifen und die |
25 | Schülerinnen und Schüler zu einem verantwortungsbewussten |
26 | und sachgerechten Umgang mit Informations- und |
27 | Kommunikationstechnologie - und darüber hinaus mit Medien |
28 | allgemein - befähigen. Neue Medien sind im Rahmen des |
29 | Erziehungs- und Bildungsauftrags als Gegenstand und |
30 | Hilfsmittel für den Unterricht zu berücksichtigen - so |
31 | bereits der Bericht des Schulausschusses der KMK vom 11. |
32 | Dezember 1998 "Zur Rolle der Medienpädagogik insbesondere |
33 | der Neuen Medien und der Telekommunikation in der |
34 | Lehrerbildung" (KMK 1998, S. 2). |
35 | |
36 | Im deutschsprachigen Raum existieren zu beiden Bereichen |
37 | spezifische Publikationsorgane und Fachgesellschaften. Mit |
38 | vorrangig mediendidaktischen Fragestellungen beschäftigt |
39 | sich z. B. die Zeitschrift für eLearning oder die |
40 | Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW). |
41 | Medienpädagogische Fragestellungen im engeren Sinne finden |
42 | sich vorranging in der Zeitschrift medien + erziehung und |
43 | bei der Gesellschaft für Medienpädagogik und |
44 | Kommunikationskultur (GMK). ]. Allgemeine Zielsetzungen sind |
45 | die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung, die |
46 | gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von |
47 | Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit in der digital vernetzten |
48 | Gesellschaft . Die Projektgruppe Medienkompetenz der |
49 | Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ hat |
50 | dafür den Begriff der digitalen Selbständigkeit geprägt. |
51 | [FN: Vgl. Bericht Medienkompetenz, S. 13] Dabei zeigen sich |
52 | in der aktuellen Debatte zur Stärkung der Medienbildung in |
53 | Schulen und in der konkreten Umsetzung unterschiedliche |
54 | Stoßrichtungen und Operationalisierungen, die zu beachten |
55 | sind: |
56 | |
57 | Medienbildung leistet zunächst einen Beitrag zur |
58 | Persönlichkeitsentfaltung. Die Entwicklung der |
59 | Persönlichkeit in ihrer Relation zur sozialen Welt, zu Natur |
60 | und Technik und zu sich selbst beinhalten Aspekte der |
61 | Medienbildung. Insbesondere für Jugendliche bieten Medien |
62 | einen Raum zum Kennenlernen und Ausprobieren von |
63 | unterschiedlichen Lebens- und Selbst-Entwürfen. Eigene |
64 | Positionen können artikuliert und zur Diskussion gestellt |
65 | werden. Unter einem gegebenen Medienschutz und Datenschutz |
66 | können diese produktiv für die eigene Identitätsentwicklung |
67 | genutzt werden. Die Kirchen rücken zudem den medienethischen |
68 | Aspekte der Internetnutzung und deren Bedeutung für die |
69 | Medienbildung in den Mittelpunkt ihrer (bildungspolitischen) |
70 | Forderungen. Medienbildung bzw. Medienerziehung werden als |
71 | normenorientierte Einwirkung auf die (heranwachsenden) |
72 | Internetnutzer konzipiert, damit diese ihr kommunikatives |
73 | Handeln und dessen Folgen für sich und den Mitmenschen |
74 | reflektieren. [FN: Ein medienethisches Impulspapier, das |
75 | Authentizität der Netzkommunikation in den Mittelpunkt der |
76 | Überlegungen stellt, hat die Deutsche Bischofskonferenz 2011 |
77 | unter dem Titel „Virtualität und Inszenierung“ vorgelegt. |
78 | Die digitalen Kommunikationsmedien werden in erster Linie |
79 | als Aufgabe von Bildungsarbeit betrachtet. Neben |
80 | Sachkompetenz, medienkritischer Kompetenz, Handlungs- und |
81 | Gestaltungskompetenz müsse (medien)ethische Kompetenz |
82 | gefördert werden. Schulische Medienbildung wird für diese |
83 | Aufgabe zentral als Adressat benannt: „Bisher ist |
84 | Medienerziehung weder hinreichend in die Curricula unserer |
85 | Mediengesellschaft integriert, noch wird sie ideell, |
86 | personell und finanziell entsprechend gefördert“ (Deutsche |
87 | Bischofskonferenz 2011, S. 62) „Es ist notwendig, die |
88 | entsprechenden Lehrpläne aktuell anzupassen und die |
89 | verschiedenen Bildungseinrichtungen mit qualifiziertem |
90 | Lehrpersonal und modernem technischen Equipment |
91 | auszustatten.“ (Deutsche Bischofskonferenz 2011, S. 79 und |
92 | weiter S. 86ff).] |
93 | |
94 | Auch um Partizipation und Teilhabe an der digitalen |
95 | Gesellschaft zu ermöglichen, soll Medienbildung |
96 | entsprechende Hilfestellungen anbieten. Im |
97 | medienpädagogischen Diskurs wird Medienkompetenz in |
98 | Verbindung mit kommunikativer Kompetenz als das Vermögen |
99 | angesehen, medien- und gesellschaftskritisch |
100 | interessengeleitete Diskurse zu hinterfragen und |
101 | handlungsorientiert mediengestützt eigene Standunkte zu |
102 | kommunizieren. Die Beteiligung der Bürger bei der |
103 | netzgestützten Meinungsbildung und bei |
104 | Entscheidungsprozessen ist Zielsetzung moderner Netzpolitik |
105 | - Medienbildung zunehmend Bestandteil einer demokratischen |
106 | Bildung. [FN: Vgl. auch Unesco, Mapping Media Education |
107 | Policies in the World (2009): „Media education is a core |
108 | component of comprehensive citizen education, starting from |
109 | very young ages, to help democratize society and educational |
110 | opportunities”] |
111 | Als Aufgabe von Medienbildung werden zudem auch die |
112 | Vermittlung von Kompetenzen und Wissen im Bereich |
113 | Urheberrecht, Jugendmedienschutz und Datenschutz erachtet. |
114 | [FN: Vgl. Entschließung der 82. Konferenz der |
115 | Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder am 28./29. |
116 | September 2011, |
117 | http://www.datenschutz.rlp.de/de/ds.php?submenu=grem&typ=dsb |
118 | &ber=082_bildung] Im Rahmen einer umfassenden |
119 | Verbraucherbildung sollen Schülerinnen und Schülern zudem |
120 | die notwendigen Handlungskompetenzen zur Bewältigung des |
121 | Alltags vermittelt werden. [FN: Vgl. die vom |
122 | Bundesverbraucherministerium geförderte Online-Datenbank mit |
123 | Unterrichtsmaterialen (Materialkompass) durch die |
124 | Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. |
125 | (http://www.verbraucherbildung.de/materialkompass.html).] |
126 | |
127 | Medienkompetenz und -bildung kann im Weiteren auch als |
128 | Schlüsselqualifikation für Studium und Arbeitsmarkt |
129 | betrachtet und entsprechend gefördert werden.. Die Fähigkeit |
130 | sich in den unüberschaubaren Informationsmengen |
131 | zurechtzufinden und diese zielgerichtet nutzen zu können, |
132 | ist als Basiskompetenz sowohl für ein Studium als auch die |
133 | berufliche Ausbildung notwendig. Den eigenen |
134 | Informationsbedarf zu erkennen, relevante Information finden |
135 | zu können, Informationen und Informationsmittel zu bewerten |
136 | und die Information verarbeiten und präsentierten zu können |
137 | sind elementare Kompetenzen für Studium und Ausbildung und |
138 | ein wichtiger Baustein für die Beschäftigungsfähigkeit. |
139 | (Gapski / Tekster 2009). Mit Blick auf den wachsenden Anteil |
140 | der Kinder, die ohne oder fast ohne Bücher im Haushalt |
141 | aufwachsen, wird die Anleitung zu einer Verbindung der |
142 | Nutzung digitaler Medien und Printmedien – z. B. in Teaching |
143 | Libraries – notwendig. |
144 | |
145 | Darüber hinaus ist Medienbildung auch ein bedeutender |
146 | Faktor, um die Innovationskraft zu stärken, z. B. durch die |
147 | Verbesserung der Arbeitsprozesse und der Arbeitsorganisation |
148 | aber auch durch mediengestützte, arbeitsplatzorientierte |
149 | Aus- und Weiterbildung. Durch den aktuellen rasanten |
150 | Innovationsschub, der derzeit im Bereich der mobilen |
151 | Endgeräte vorangetragen wird, gehen weitere Innovationen im |
152 | Bereich der (mobilen) Anwendungen und Nutzungsformen einher. |
153 | [FN: Vgl. Kapitel II. 3. Aus- und Weiterbildung ] |
154 | |
155 | In dem Sinne, in dem sich der Zweck von schulischer Bildung |
156 | nicht in der Aneignung kanonisierbarer Inhalte und |
157 | Fertigkeiten erschöpft, sondern in einer – sich allerdings |
158 | nicht zuletzt über Kenntnis- und Erkenntniserwerb |
159 | vollziehenden – praktischen Persönlichkeitsformung, füllt |
160 | Schule ihren erzieherischen Beitrag aus. |
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01.03.02 Leitbilder und Ansätze zur Verankerung schulischer Medienbildung (Originalversion)
von EnqueteSekretariat, angelegt